Max Payne 3 | Game On

Payne in the Ass oder Action auf hohem Niveau?

Achtung! Explizite Gewaltdarstellungen in Text und Bild.

Diesmal verschlägt es Max Payne nach Südamerika

Ich kann mich noch gut an das Jahr 2003 erinnern. Irgendwo in einem Supermarkt unserer Umgebung stand ich vor dem Elektronikregal und schaute mir die weiß-schwarze PC Big Box an. Es war zu einer Zeit als ich noch etwas mehr PC gespielt und hin und wieder dafür Software gekauft habe. Ich tat gut daran die doch recht günstige Box mitzunehmen, denn es stand nicht nur der bedeutungsschwangere Name “Payne” darauf, sondern trug unten im Eck auch das Rockstar-Logo. Und es war ein bisschen wie zu guten alten 90er Jahre Zeiten, als man den Titel noch nicht kannte und sich nur durch die Rückseite und deren Text informieren konnte. Genau so tat ich es in diesem Moment, da ich Max Payne noch nicht kannte, mir Bilder und Text, als auch unter Max Payne 2 der Aufdruck “A Film Noir Love Story” das Spiel schmackhaft machten. Der Vorgänger war mir natürlich ebenfalls unbekannt, hoffte aber das mir die Vorgeschichte in Teil 2 ein wenig erklärt wird, um nicht komplett auf dem Schlauch zu stehen. Genau so war es dann auch als ich das Spiel startete. Es zog mich mit seiner düsteren Story um einen Cop der Tabletten und Alkohol verfallen war in seinen Bann. Es war alles stimmig in Comic lastigen Zwischensequenzen erzählt und bestens vertont. Für mich war es auch der Einstieg in die Bullet-Time, einer Zeitlupen-Mechanik die in den Matrix-Filmen gerne angewandt wurde. Das war einfach nur cool anzusehen, wenn man mit Max nach hinten oder zur Seite in Slow Mow sprang, um die Gegner im Kugelhagel fallen zu sehen. Damals war ich regelrecht enttäuscht als der Abspann über den Bildschirm flimmerte.
17 Jahre später sehe ich durch meine PS3 Spiele, da dort noch einiges ungespielt in der Vitrine steht. Ich wusste noch, dass ich Max Payne 3 letztes Jahr günstig auf dem Flohmarkt erstanden habe, es bis jetzt aber noch nicht angespielt hatte. Da mich aber die Lust auf stylische Balleraction gepackt hat und Max Payne noch für geile Bullet Time Momente steht, wusste ich nach “The Last of Us” wie es für mich weiter geht. Eine gute Story genießen, ein Anti-Held, grandiose Schießereien und ein Setting das mit Brasilien sich so gar nicht nach Max Payne anhört.

Max muss aus New Jersey vor der Mafia fliehen

Acht Jahre sind mittlerweile in der Story nach Max Payne 2 vergangen und aufgrund seiner Liebesgeschichte mit der Auftragskillerin Mona Sax, wird Payne aus dem Dienst der New Yorker Polizei entlassen. Er will die Stadt und das Geschehene vergessen und zieht nach Hoboken in New Jersey. Doch der Tabletten- und Alkoholsüchtige Max kommt dort nicht zur Ruhe. Als es in einer Bar zum Streit mit dem Sohn des stadtbekannten Mafiapaten kommt und er ihn erschießt, ist die gesamte Mafia aus Jersey hinter ihm her. Einziger Verbündeter ist sein Freund Passos, der ihm zur Flucht nach Brasilien verhilft. In Amerika würde man ihn so lange hetzen, bis man ihn finden und töten würde. Passos stellt ihm auch Jobs bei schwerreichen und dort ansässigen Arbeitgebern als Bodyguard in Aussicht. Bei der einflussreichen Familie Branco die aus dem Geschäftsmann Rodrigo, dem Politiker Victor und dem Partygänger Marcelo besteht, wird Max neben anderen Aufgaben mit dem Schutz von Rodrigos Ehefrau Fabiana beauftragt. Auf einer der zahlreichen Privatpartys, versucht die Straßengang “Comando Sombra” Fabiana zu entführen, was ihnen dank Payne aber nicht gelingt. Wenig später schaffen sie es aber dennoch Fabiana in einem Nachtclub zu entführen. Max und Passos scheitern in einem Versuch der Lösegeldübergabe in einem Fußballstadion, da dort die paramillitärische Gruppe Namens “Cracha Preto” dort das Lösegeld an sich nimmt. Max versucht daraufhin alles, um Fabiana zurückzuholen, doch die Ereignisse überschlagen sich immer mehr.

Payne soll Rodrigo Branco und seine Familie schützen

Verschenktes Storypotenzial

Bei der Story wurde viel Potenzial verschenkt

Ich sage gleich vorweg das die Story ansich viel Potenzial gehabt hätte, aber gerade im Vergleich mit dem Vorgänger einfach nur abstinkt. Das Grundgerüst ist zwar strukturell vorhanden, zerfällt aber im Laufe mit zunehmender Spielzeit immer mehr. Bis auf wenige Ausnahmen könnt ihr auch keine Entscheidungen treffen, sondern werdet in ein zu enges Korsett gezwängt. Ebenso der Moment als Max Payne sich die Haare abrasiert, um sein Leben in den Griff zu bekommen und den Tabletten und dem Alkohol abzuschwören. Der Versuch war zwar da, die Emotionalität kommt hier aber überhaupt nicht rüber. Erst viel später versteht man warum Max sich die Haare rasiert, denn in seinem Innersten steigt eine Verwandlung empor, die sich auch durch sein Äußeres manifestieren soll. Rockstar hat diesen Moment viel zu kurz angerissen, den Spannungsbogen zu schnell gespannt und ihn gegen Ende zu schwach platziert. Sorry, aber wenn man sich Storys von den Vorgängern anschaut oder Handlungsstränge eines Red Dead Redemption bzw. GTA, dann war das hier einfach nichts.
Es ist ja auch schön, wenn ein Spiel eine Spielzeit von rund 13 Stunden bietet, aber wenn sich die letzten drei Stunden so ziehen, dass man einfach nur möchte das es vorbei ist, dann macht es zuviel falsch. Mir waren die Rückblenden im Gegensatz zu den Vorgängern zu gewöhnlich, die Inszenierung zu bieder und einfach zu standardisiert. Das, was die Marke Max Payne inhaltlich stark gemacht hat, fühlt sich nun zu Massenkompatibel an. Rockstar nimmt uns hier einfach nicht mit, sondern lässt uns an der Busstation stehen. Schade.

Brachiale Action wie eh und je

Die RAGE Engine zeigt was sie kann

Wo die Story enttäuscht, kann die Technik aber gemessen an den Vorgängern begeistern. Alles sieht einfach stimmig aus und fügt sich gut ins Gesamtbild ein. Gerade die Locations in Brasilien mit ihren Favelas, den kleinen Bars, dem Fußballstadion oder auch am Flughafen sieht einfach sehr gut aus. Dort wurde akribisch auf viele Details geachtet und auch die Umgebung wirkt ein Stück weit lebendig, wenn Kinder auf dem Freiplatz Fußball spielen oder verschreckte Einheimische in ihren Wohnungen verschwinden und die Rolläden schließen. Hier hat Rockstar eine detailtreue Welt erschaffen. Das gilt im übrigen auch für die Vertonung, die gewohnt auf Englisch geführt und mit deutschen Untertiteln unterlegt wird. Nebenbei wird hier aber auch ohne Übersetzung Portugiesisch gesprochen und das auch ohne Erklärung. Und selbst wenn man es nicht versteht, bringt es einem das Feeling Brasiliens gut rüber. Der Schauplatz findet zum Großteil im Land des Fußballs statt, geht aber hin- und wieder auch nach Jersey zurück, um zu zeigen, wie es dazu kam das Max aus seiner Heimat fliehen musste. In diesen Momenten wird sogar die düstere Grundstimmung der Vorgänger angeritzt, ohne aber tiefer ins Fleisch zu gehen.

Stylische Schießerei in einem Großraumbüro

Es stehen euch bei euren Schießeinlagen ein recht breites Waffenarsenal zur Verfügung. Da dürfte für jeden etwas dabei sein und man darf aus einem großen Fundus von Pistolen, Maschinengewehren oder Schrotflinten schöpfen. Die Waffensounds hören sich realistisch und brachial an. Es macht einfach Bock sich durch die Gegend zu ballern oder ganze Großraumbüros in Schutt und Asche zu legen. Die Rage Engine sorgt hier für die Prise Realismus, wenn Papiere im Kugelhagel verstreut werden, Fensterscheiben zerbersten und Gegner durch die Luft fliegen. Das sieht gut aus und macht Spaß. Das Max Payne 3 wie auch die Vorgänger ein 18er Rating bekommen hat dürfte klar sein. Teil 1 und 2 haben schon nicht mit Gewalt gegeizt und ich meine das Teil 3, dank einer neuen Engine noch einen darauf setzt. Gemessen daran sah es nie besser aus wenn Projektile in Zeitlupe eintreten, ein Schädel auf Schrot trifft oder Soldaten realistisch zusammen sacken. Das Spiel macht hier keine Gefangenen und schockt zum Teil mit recht brutalen Gewaltdarstellungen. Sowas dürfte eigentlich klar sein, wenn Rockstar ein Spiel für die Erwachsenen Zielgruppe produziert. Ein spielbarer Actionfilm ohne Kompromisse.

Blutige Szenen wie diese gibt es zuhauf

Der Weg führt nur Geradeaus zum Ziel

Kompromisse werdet ihr im schlauchigen Leveldesign eingehen müssen. Max Payne 3 ist strikt auf Geradeaus programmiert worden und das ist oft sehr schade. Ich habe nichts gegen Schlauchlevels und nicht jedes Rockstar-Spiel muss zwangsläufig als Open World tituliert werden, ein bisschen mehr Freiheit hätte ich mir dennoch gewünscht. Wenn man auf einer Yacht ist und die Möglichkeit hätte an Land zu kommen, um die Gegner von der Seite aus anzugreifen, sagt das Spiel ganz einfach Nein. Ihr müsst euch von vorn den Truppen stellen und spült so in den dreizehn Stunden euer Programm herunter. Keinerlei Rätsel oder die Möglichkeit das Gehirnschmalz anzustrengen. Die “Geschicklichkeitsaufgaben” beschränken sich auf Knöpfe drücken und in einer Mission auf das Legen von TNT an die Säulen eines Gebäudes.

Payne = Bullet Time

Wer Payne sagt, muss auch Bullet Time sagen. Ich finde es auch heute noch gelegentlich erfrischend in die Slow Mow Gefilde abzutauchen und stylisch die Gegner auszuschalten, auch wenn ich weiß, dass es Anno 2020 nichts Besonderes mehr ist. In anderen Titeln wie Stranglehold, Viewtiful Joe oder Red Dead Redemption hat man das auch schon mehr als gut gesehen, mir macht es aber auch heute noch Spaß. Obendrein bekommt ihr im bis dato letzten Teil noch einen Last Shot, der euch buchstäblich das Leben retten kann. Habt ihr zum Beispiel noch eine Tablettenration zur Heilung übrig und werdet tödlich getroffen, besteht die Möglichkeit den Gegner mit einem letzten gezielten Schuss zu töten und euch so ins Leben zurückzubefördern. Das ist in manchen Situationen auch dringend erforderlich.

Der Frust spielt mit

Meine Videospiele spiele ich, wenn ich sie zuerst spiele in der Regel auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad. Das geht auch soweit klar, denn es ist eine Mixtur aus nicht zu leicht und fordernd. Mich durchbeißen und auch durchsetzen kann ich ebenfalls, denn das zeigte mir die Vergangenheit mit doch so einigen Titeln, die wirklich nicht leicht waren. Die finale Mission von Max Payne 3 hat mich so wütend gemacht und frustriert, dass ich den Titel beinahe nicht beendet hätte. Das hatte auch nichts mit Unfähigkeit zu tun, sondern mit der Tatsache das der letzte Kampf unfair designed wurde. Wenn man sich auf engstem Raum mit einer Überzahl von Gegnern messen muss und nebenbei der “Boss” noch gelegentlich mit einem Granatwerfer schießt, dann steigt der Frust beim Spieler minütlich an. In diesem Kampf wisst ihr nicht, ob ihr die Bullet Time nutzen sollt, euch hinter den gefühlt zwei Kisten verstecken sollt, durch die Gegend rollt zur spärlichen Heilung und so oft getroffen werdet das der Last Shot euer bester Freund wird. Ich habe unzählige Versuche gebraucht bis eine Sequenz ausgelöst wird, die dafür sorgt, dass sie beim Scheitern erneut abgespielt wird. Das nennt man wohl Glück im Unglück. Kurze Zeit später war ich wirklich froh den Titel beendet zu haben und das aus Ernüchterung.

Das Ende der “Flughafen Mission” wird euch Nerven kosten

Fazit:

Max Payne Fans sollten in Teil 3 definitiv mal hereinschauen, allen anderen empfehle ich ein Let’s Play (vornehmlich ohne Ton) anzusehen. Fans von brachialen Actionkrachern aus der Third-Person Perspektive werden hier auf ihre Kosten kommen, Max Payne Fans werden aber reichlich Enttäuschung verspüren. Zu wenig mitreißende und düstere Story die Teil 1 und 2 versprüht haben, viel zu schlauchige Levels mit nur einer Marschroute und teilweise schon unfairen Passagen mit hohem Frustfaktor. Das kurze und recht abrupte Ende wollte mir auch nicht gefallen. Max Payne 3 überzeugt mit guter Technik, heftigen Schusswechseln, einer optisch stimmigen Welt aber mit keiner guten Story die reichlich Potenzial gehabt hätte. Da wäre mehr drin gewesen Rockstar.

Fun Fact:

Anders als in Teil 1 und 2 war das finnische Entwicklerstudio Remedy Entertainment nicht mehr verantwortlich. Max Payne 3 ist für PS3, XBox 360 und PC erhältlich. Die weltweiten Verkäufe blieben weit hinter den Erwartungen zurück.

Max Payne 3

Entwickler: Rockstar Vancouver, London, New England, Toronto
Publisher : Rockstar Games
V.Ö. : USA/Canada/Europa 2012

Pro:

-optisch stimmige Welt
-gut designte Gesichter und Animationen
-tolle Licht- und Partikeleffekte
-wuchtige Schießeinlagen mit Bullet Time
-Filmreifes Actionkino
-Last Shot kann euch den Tod ersparen
-gute Steuerung
-große Waffenauswahl
-Antiheld mit Ecken und Kanten
-Max Payne erzählt die Story durch seine Gedanken
-hohe Spielzeit
-spielbare Rückblenden
-sehr realistische, zerstörbare Umgebung

Contra:

-Story enttäuscht trotz Potenzial
-uninteressantes Waffenteile aufsammeln
-viel zu schlauchige Levelabschnitte
-einige Trial&Error Passagen
-letzte Mission mit hohem Frustfaktor
-unfaire Stellen
-Verzerren und Flackern, das seine Abhänigkeit zeigen soll stört auf Dauer
-Dialoge werden wild ins Bild geworfen
-Musik zwischen den Schusswechseln nutzt sich ab
-viel zu wenig Entscheidungsmöglichkeiten
-manchmal übertrieben hoher Gewaltgrad
-keinerlei Rätsel oder Gehirnjogging Übungen
-keine taktischen Möglichkeiten in den Kämpfen
-sich ständig wiederholendes Gameplay
-zwei bis drei Stunden weniger hätte dem Spiel gutgetan
-Film Noir Stimmung ist fast nicht mehr vorhanden

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