Nur nicht den Kopf verlieren!
Akt 1 – Der Vorhang fällt
Das große Theater beginnt und somit findet auch diese Geschichte ihren Anfang. Hey! Ruhe in der dritten Reihe! Es geht doch jetzt los. Wenn ihr wissen wollt, wie alles beginnt, muss Ruhe bewahrt werden. Die Künstler haben sich schon bereit gemacht, euch zu unterhalten.
Zunächst stelle ich euch den Mond-Bärenkönig vor. Wenn er die Bühne betritt, erwarte ich von euch das ihr buht. Das ist der Bösewicht dieses Spiels. Was er böses getan hat?
Nun er regiert schon seit Jahren das Mondreich und hat besonders großen Hunger. Worauf er Hunger hat? Fisch, Fleisch, Nüsse? Muhaha! (Die Redaktion versucht an diese Stelle, dass die Leser das Grauen fühlen)
Nein er verzehrt sich nach den Seelen von irdischen Kindern, deren Köpfe er im Schlaf frisst, nachdem er sie vorher in Holzpuppen verwandelt hat. Gepetto wäre außer sich vor Zorn.
Natürlich gab es Narren, die sich versucht haben sich ihm gegenüberzustellen. Konnte auch nur einer von ihnen es schaffen, ihm das Fell über die Ohren zu ziehen? Natürlich nicht.
Aber da kommt er auch schon. Unser tapferer Reiter, in seiner schillernden Rüstung. Stolz hebt er sein Schwert und macht sich auf … Moment das war eine andere Geschichte? (Die Redaktion entschuldigt sich an dieser Stelle für die schlampige Recherche)
Unser kleiner Held heißt Kutaro. Nicht mehr und nicht weniger als ein kleiner Junge, der ebenfalls in eine Holzpuppe verwandelt wurde. Ob er in Verwandtschaft mit Pinocchio steht, ist uns allerdings nicht bekannt.
Nun denn Kutaro, ziehe los mit deinem glanzvollen Schwert um dem Tyrannen … Er hat kein Schwert? Auch keinen Morgenstern? Vielleicht ein Maschinengewehr? Auch nicht. Aber mit welcher Waffe will er denn jetzt den Mondbären-König besiegen? Mit Mut, einer Schere (ja ihr habt richtig gelesen) und einem Geheimnis, das er entdeckt hat. Welches das ist erfahrt ihr, wenn ihr den Puppenspieler spielen solltet. Falls das noch nicht geschehen sein sollte.
Akt 2 – Das Gameplay
Den Puppenspieler zu spielen ist nicht schwer, ihn zu beherrschen manchmal sehr. Springen, ducken und mit dem rechten Stick euer Helferlein bewegen, ist keine wirkliche Kunst. Zunächst begleitet euch der Kater Ying Yang, ein loyaler Diener der Mondgöttin und später die Prinzessin Pikarina, die euch zur Seite steht, auch wenn sie nichts mit dem Mondreich zu tun hat. Gerade sie mit ihren Sprüchen und ihrer vorlauten Klappe ist eines von vielen Highlights dieses Spiels. Diese beiden Charaktere fungieren mithilfe des Sticks für euch wie ein Mauszeiger. Spielt ihr das Spiel zu zweit, kann einer von euch diese Helfer nutzen. Dazu könnt ihr noch per Tastendruck, sofern denn möglich mit der Umgebung interagieren und auch zusätzlich noch Rollen. Die Rolle hilft enorm dabei, wenn ihr Gegenständen oder feindlichen Angriffen ausweichen möchtet. Ihr selber könnt mit euer Schere nicht nur Gegner zerschnippeln, sondern auch an vielen Orten in der Welt interagieren. Sammeln solltet ihr in jedem Fall die Mondsteinsplitter, denn wenn ihr einhundert davon aufgenommen habt, gibt es ein zusätzliches Continue. Leben habt ihr drei an der Zahl, die durch Puppenköpfe dargestellt werden. Über einhundert dieser Köpfe könnt ihr im Spiel entdecken. Und an gewissen Stellen könnt ihr an den richtigen Orten mit diesen Köpfen interagieren. Wird man von einem Gegner oder aufgrund der Umgebung getroffen, verliert ihr euren Kopf und habt nur kurz Zeit ihn wieder zu bekommen. Sind alle drei Köpfe verloren, verliert ihr ein Leben und müsst einen Teil des Abschnitts erneut spielen. Doch keine Angst, ihr findet regelmäßig neue Köpfe, die ihr aufsammeln könnt.
Akt 3 – Die Welt
Falls ihr den Puppenspieler noch nicht kennt, kann ich euch sagen, dass ihr ein solches Setting noch nicht gesehen habt. Ich habe das in über 30 Jahren, die ich nun Videospiele konsumiere noch nicht gesehen. Welt, Charaktere, alles ist wie Pappmaché aufgebaut.
Und wie imposant das alles in Bewegung aussieht, wenn ein Akt einfach in sich zusammenfällt, wenn Bildschirm füllende Bosse auftauchen, fällt erst auf wenn dieses Spiel gespielt wird. Bilder sagen nicht immer mehr als tausend Worte. Bewegte Bilder sind das, was dieses Spiel ausmacht.
Auch die Interaktion wird hier großgeschrieben. Wie erwähnt dient eure Schere nicht nur zum Zerschneiden von Gegnern, sondern auch um vorwärtszukommen. Pflanzen die im Urwald nach eurem Leben trachten, müssen zerschnitten werden, nachdem ihr euch im Nebel über dem Wasser zu ihnen vorgearbeitet habt.
Und damit das nicht zu eintönig wird, werden euch im Laufe des Spiels noch zusätzliche Items und Fähigkeiten mit an die Hand gegeben. Beispielsweise mit Bomben die geworfen werden können, oder mit einem Greifhaken, der euch den Weg freimachen kann, respektive um Gegner zu euch zu ziehen. Namentlich sind das die Igler, verlorene Seelen die Opfer des Mondbären-Königs wurden. Nachdem diese zerschnitten sind, werden ihre Seelen befreit. In jedem Akt gibt es eine bestimmte Anzahl von Seelen, die ihr befreien könnt. Die werden dann zurück auf die Erde geschickt. Wahnsinnig schwer oder anspruchsvoll sind die Kämpfe gegen diese Standard Gegner nicht, können aber in Menge nerven oder stressig sein.
Die Bosskämpfe hingegen erfordern da von euch schon mehr Geschick. Auch da wird nicht bloß geschnitten, sondern da muss zum Boss in der richtigen Phase vorgedrungen, zur rechten Zeit eine Bombe geworfen oder der Enterhaken genutzt werden.
Alles ist bunt gestaltet, mit viel Liebe zum Detail und kein Setting sieht gleich aus. Abwechslung wird hier ganz großgeschrieben. Und das merkt man auch dem Gameplay an. Mit Bomben taktieren, einer Naht gen Himmel entlang schneiden, oder auf dem Wasser in einer Verfolgung den Gefahren entkommen. Langweilig wurde mir in den rund zehn Stunden nie.
Akt 4 – Das Fazit
Wenn ihr eine Playstation 3 besitzt, ist der Puppenspieler ein absoluter Pflichttitel für euch. Es gibt viele gute Spiele für diese Konsole und natürlich auch Exklusivtitel, aber der Puppenspieler ist wieder einer, der da zusammen mit dem ein oder anderen Vertreter heraussticht. Jump ’n Run ist euer Genre? Ihr möchtet eine schöne Geschichte erzählt bekommen und eine größtenteils gute Zeit haben? Dann müsst ihr einen Blick riskieren.
Die Charaktere sind alle zum anbeißen und verleiten mehr als nur einmal zum Lachen. Auch wenn unser Held stumm ist, weiß Pikarina durch Wortwitz zu gefallen, ebenso wie der Mondbären-König, die Hexe Esma Potts oder der mit Schweizer Dialekt sprechende Flamingo Herr Pink. Da kommt ihr aus dem Grinsen und Lachen nicht mehr heraus. Zudem wird das komplette Spiel von einem Sprecher erzählt und wie gut das vertont wurde, merkt ihr erst recht, wenn ihr diesen Titel spielt. Und wir reden hier von der hervorragenden deutschen Synchronarbeit. Hexe Esma wurde zum Beispiel von der in Deutschland recht bekannten Sprecherin Sybille Nicolai vertont, mit Helge Heinhold ein Sprecher der diese Geschichte ganz liebevoll, mit viel Witz und Charme erzählt. Zudem hört sich auch kein Stück der Musik gleich an. Kein Wunder wenn mit Komponist Patrick Doyle jemand verpflichtet wurde, der u.a. für den Soundtrack der Harry Potter Filme verantwortlich war.
Aber bei all dem Lob muss auch Kritik erlaubt sein. Die liegt im Sprungverhalten von Kutaro, der sich leider sehr schwammig verhält, wie bei einem Little Big Planet. Das kann zu einigen frustigen Momenten und Toden führen. Außerdem ist die Geschichte zwar toll erzählt, ändert aber am seichten Prinzip Gut gegen Böse nichts. Und auch die am Ende eines Bosskampfs eingestreuten QuickTime Events hätten unserer Meinung nach nicht sein müssen. Aber das ist meckern auf hohem Niveau.
Bleibt nur noch eine Frage mit einer Antwort zu klären. Soll ich 35-40 € für ein Playstation 3 Spiel von 2013 ausgeben? Ja!
Der Puppenspieler
Playstation 3 Exclusivtitel
Release: 2013
Publisher: Sony Computer Entertainment
Entwickler: Sony Interactive Entertainment
Japan Studio
Pro:
-liebevolle Protagonisten
-ganz viel Witz und Charme
-viel Abwechslung
-tolle Bosskämpfe
-hervorragende Vertonung & Sprecher
-einige Items und Gadgets
-wunderbar abwechslungsreiche Musik
-Spiel aufgebaut wie ein Theaterstück
-Publikum das mitfiebert
-bunt und grafisch ausladend
-7 Welten mit jeweils 3 grossen Levels
-viel Bonus Content (z.b. komplette Geschichten zum erzählen lassen)
Kontra:
-schwammige Steuerung
-QTE am Ende der Bosskämpfe
-seichte Story
-gelegentlich schlechte Rücksetzpunkte
All pictures by Voll Verpixelt, exept Title by Game Pro
Voll Verpixelt ist Retro Spieler aus Leidenschaft mit dem Hang zum Kuriosen und Ungewöhnlichen, Castlevania Fan und Dark Souls Überlebender. In seinen Beiträgen präsentiert er alte Dinge in neuem Licht und erklärt Hintergründe und Geschichten.
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