Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr ein Spiel, ein Buch oder vielleicht einen Film entdeckt, den ihr noch nicht kennt und euch darin verliebt? Das passierte mir mit Persona 5 Royal.
Vor rund zwei Monaten ereilte mich dieses Glück. Ganz spontan, ganz unverhofft, einfach so. Und das hier ist meine Geschichte dazu.
Ich hatte mich mit der Persona Serie noch nie intensiv beschäftigt, aber schon dafür interessiert. Zu einem Kauf einer dieser Teile ist es aber nie gekommen, denn man kennt das ja, wenn wieder irgendwas dazwischen kommt. Meine Liebe zu Rollenspielen wurde in den letzten Monaten neu entflammt. Früher spielte ich RPGs und Adventures sehr viel und gerne, heute fehlt mir manchmal die Zeit und auch die Lust dazu. Mit Suikoden und der Lunar Serie keimte dann wieder dieses „Back to the Roots“ Feeling auf. Und als ich kurz vor einem einwöchigen Urlaub stand, hatte ich richtig Lust auf ein neues Spiel. Etwas was ich auch noch nicht kenne. Es ist ja nicht so, als ob hier nicht schon genug ungespielte Spiele stehen, aber das Verlangen war nunmal da und ich hatte Bock auf ein RPG. Die Probanten waren in meinem Kopf relativ spärlich und irgendwie bin ich dann im Internet auf Persona 5 gestoßen. Bei den Infos konnte ich lesen, dass man in Teil 5 ohne deutsche Texte auskommen muss. Nicht das ich ein Englisch Leghastheniker wäre, aber um alles richtig korrekt zu übersetzen, bei einer doch nicht ganz so kurzen Story (man sprach von 130 Std. aufwärts), war ich irgendwie zu faul. Und mein Japanisch reicht nichtmal aus, um die richtige Tütensuppe zu kaufen. Sprachausgabe in Englisch oder Japanisch ist mir da so ziemlich egal. Bei unser monatlichen „a Hat of Media“ Konferenz, sprach ich Persona 5 an und Sir Pommes konnte mir einige Auskünfte geben, da er Teil 5 schon gespielt hatte. Auf die Frage was denn das Royal bedeuten soll, meinte er das demnächst eine überarbeitete Version erscheint, da Teil 5 bereits 2016 veröffentlicht wurde. Ein neu implementierter Charakter, ein brandneues Schulsemester das voll ist mit neuen Events und Feiertagen, soziale Verstrickungen und erweiterte Charaktersequenzen.
Zudem bekommt ihr mit Kichijoji einen riesigen neuen Stadtteil, der zum Erkunden einlädt. Das war aber immer noch nicht alles, denn auch die Paläste sowie die Bosskämpfe wurden überarbeitet. Neue Werkzeuge, Nebenquests und viele andere Neuerungen warten. Man konnte also erkennen das hier kein lauer Aufguss kommt. Und was war ein weiterer Vorteil? SEGA war der Meinung das man auch deutsche Untertitel einbauen sollte. Perfekt! Dass ich es kurz darauf zum Release bestellt habe, zeigt euch dieser Text hier und ich kann sagen das es eine meiner besten Entscheidungen war, denn ich habe jetzt seit rund zwei Monaten nichts anderes mehr gespielt. Dengeki Gamers Aussage daraufhin war: „Du wirst auch gar keine Zeit mehr haben etwas anderes zu spielen.“ Wie Recht er hatte und ich war auch nicht bereit noch etwas anderes zu spielen.
Es kam an, ich installierte und ich spielte.
Bevor ich überhaupt anfing, hatte ich keine großen Erwartungen an die Story. Wird wohl um Highschool Schüler gehen die Tagsüber in die Schule gehen und warum auch immer Nachts in Dungeons ziehen und Monster verkloppen. Dazu noch verpackt in ein niedliches Manga Design und etlichen Nebenmissionen um Spielzeit zu füllen, wie das Fangen von Frau Shirotas Katze auf einem Baum.
Ich kann euch nach 155 Std. Spielzeit sagen, dass alles ganz anders gekommen ist. Ganz anders. Ich werde jetzt aber auch nicht die Story im einzelnen Durchkauen und auf jeden Charakter im einzelnen Eingehen. Sonst sitze ich nächstes Jahr noch an diesem Bericht und ihr drückt schneller das X an der Oberseite eures Bildschirms als mir lieb ist.
Euer namenloser Held der später den Inkognito-Namen „Joker“ trägt, ist ein Gymnasiast im zweiten Schuljahr, der wegen einer falschen Anschuldigung von seiner Schule verwiesen und auf Bewährung verurteilt wurde. Er verlässt seine Heimatstadt und zieht bei Sojiro in Tokio ein, einem Freund der Familie der dort das „Leblanc“ betreibt, ein etwas heruntergekommendes und schlecht laufendes Cafe. Sein Empfang verläuft gerade am Anfang alles andere als herzlich. Sojiro wirkt mürrisch, wenig begeistert ihn aufgenommen zu haben und ablehnend. Joker (den ihr dann einen Namen geben dürft) wird von ihm immer wieder daran erinnert, dass er auf Bewährung ist und ordentlich zur Schule gehen soll und ja keinen Mist bauen. Sonst wäre er ganz schnell weg und würde im Jugendgefängnis landen.
Auf euer neuen Schule der „Shujin Akademie“, fällt der Empfang auch nicht herzlicher aus. Überall wird über den neuen Problemfall getuschelt und hergezogen und es hat sich bis dorthin schon rumgesprochen, was Joker für ein angehender Knastbruder ist.
Als er den lauten, prolligen und aufbrausenden Ryuji Sakamoto trifft, der ebenfalls Probleme an der Shujin hat, freunden sich die Beiden an. Das wird von den Lehrkörpern natürlich alles andere als gerne gesehen, wenn zwei „Problemschüler“ sich gut verstehen. Doch die beiden halten zusammen und treffen kurze Zeit später auf Ann Takamaki die Probleme mit dem Sportlehrer Mr. Kamoshida hat. Sie wird von ihm belästigt, aber der Direktor und Kollegen schauen weg, da Sportlehrer Kamoshida das sportliche Aushängeschild der Schule ist, der schon etliche Preise und somit auch Ruhm für die Akademie eingeheimst hat. Dass er Schüler körperlich quält und ihnen sogar sexuell näher kommt, wird auch von den Schülern tot geschwiegen. Man möchte keinen Ärger bekommen und duckt sich halt wenn das Thema aufkommen sollte. Als Anns Freundin Shiho sich wegen Kamoshida das Leben nehmen will, schwört sie Rache an ihm und will das er dafür zur Rechenschaft gezogen wird.
Joker bemerkt in der Zwischenzeit das etwas mit seinem Handy nicht stimmt. Eine App erscheint immer wieder, auch wenn er sie löscht. Als er mit seinen Freunden Ryuji und Ann darüber spricht, können diese sich auch nicht erklären was es damit aufsich hat. Als sie eines Tages in die App gezogen werden, bemerken sie bald das sie sich ins Kamoshidas Palast wiederfinden. Diese Pläste manifestieren sich als die verstörte Psyche des Bösewichts, der im Palast seine Begierden richtig ausleben kann. Sie können Kamoshidas böses Ich umkrempeln und die Schüler befreien, indem sie seinen größten Schatz stehlen. Dafür müssen sie sich aber beeilen, denn in der Realität hat er die Schüler bereits ins Auge gefasst und will sie bei einer anstehenden Lehrekonferenz von der Schule verweisen. So kann er sich ihnen entledigen und seine Missetaten weiter vertuschen. Man sollte sich im Spiel also zwischen Privatleben und Schule nicht zuviel Zeit lassen einen Palast zu erkunden, denn ist die Frist abgelaufen, ist die Mission gescheitert. Das ist mir allerdings nie passiert, da ich das Zeitmanagment immer gut im Blick und unter Kontrolle hatte. Geld muss verdient werden um neue Ausrüstung und Items zu kaufen, das heißt man verdient sich in den Kämpfen Geld, sollte sich aber noch einen Nebenjob suchen. Und seine Freunde sollte man auch nicht vernachlässigen, da sich so durch gute Gespräche die Bindung vertieft und sich auch in den Kämpfen durch Verbesserungen bemerkbar macht.
Im Palast von Kamoshida treffen die Freunde auf den Kater Morgana. Dieser bietet ihnen einen Pakt an, indem er sie, nachdem sie sich verlaufen haben einen Ausweg an, im Gegenzug dafür sollen sie mit ihm herausfinden, wie er wieder zum Mensch werden kann. Anscheinend wurde er verzaubert. Aus Kamoshidas Verhalten werden also die Phantom-Diebe gegründet. Sie wollen die bösen Herzen stehlen und sie umpolen. Und es soll nicht aus der Gruppe um Joker, Ryuji, Ann und Morgana bleiben.
Das Highlight in den Kämpfen beschränkt sich nicht auf die Schusswaffen, die in der Realität nur Modellwaffen sind, sondern auf die Personas. Jeder der Freunde besitzt eine solche Persona, die er im Kampf rufen kann. Ein Wesen was die Psyche und Gestalt der Schattenwelt des Einzelnen darstellt und mit der die Gegner besiegt werden können, dank der unterschiedlichen Fähigkeiten.
In seinen Träumen bin ich dann mit Joker im Velvet Room gelandet. Dort haben die Wärterinnen Justine und Caroline auf mich gewartet und mir ihren Chef Igor vorgestellt. Dieser will sich meiner annehmen, mich und meine Personas stärker machen und mir so bei meiner Rehabilitierung helfen. Im Gegenpart soll Joker ihm helfen gegen die Verzerrung der Welt zu kämpfen.
Um Nebenmissionen zu absolvieren, EP und Geld zu sammeln könnt ihr nach Mementos gehen. Dies ist der Palast aller Herzen und eine umgedrehte Version der U-Bahn von Tokio. Nebenmissionen müssen vorher lokalisiert und entsprechende Namen gefunden werden, um eine Person zum Guten zu bewegen. Sind diese Personen in Mementos gefunden, wartet ein kleiner Bosskampf auf euch.
Ich habe in einem Rollenspiel auch noch nie ein so gut abgestimmtes Kampfsystem erlebt. Gerade in diesem Genre ist eine gute Story wichtig, da es über Stunden gut unterhalten sollte, aber das bringt auch nur bedingt etwas, wenn das Kampfsystem nicht zünden will. Aber das hat es nach kurzer Eingewöhnungszeit. Ihr müsst nämlich gegen jeden Gegner die richtige Taktik anwenden, um ihn so zu schocken, dass Nachfolgeangriffe folgen können. Es ist dann nicht selten passiert, dass Gegner aufgrund dessen nicht angreifen konnten und wie Dominosteine gefallen sind. Das ist einfach nur großartig. Dazu kommt das der Hauptcharakter bei Igor Hinrichtungen und Verbesserungen von Personas vornehmen kann, um Neue zu erschaffen oder sie zu stärken. Das ist jetzt alles aber nur grob überspitzt, da im Spiel noch viel mehr Feinheiten ans Tageslicht kommen.
Ans Tageslicht kommen auch immer mehr Freunde die unter bestimmten Gesichtspunkten leiden wie unser Hauptcharakter. Alle haben ihr Paket zu tragen und nur als Gruppe, die zusammen hält, können sie diese Umstände meistern. Lasst euch nicht von der doch recht niedlichen Grafik im Anime-Manga Stil täuschen. Hier bekommt ihr Ängste, Einblicke in menschliche Abgründe und eine unvorhersehbare Story, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Es gibt dermaßen viele WTF-Momente das man seinen Augen kaum trauen mag. Ich hatte alles erwartet, nur das nicht.
Die Grafik im Cel Shading Gewand hat mich ebenso abgeholt. Bis auf ein paar karge Hintergründe oder Texturen, wirkt hier alles wie aus einem Guss und absolut stimmig. Das gilt insbesondere für unsere Freunde und deren Widersacher. Aber auch die Nebencharaktere wie Tae Takemi die uns mit Heilung aus ihrer Klinik etc. versorgt oder der Modellwaffen Shop Besitzer Munehisa Iwai sind liebevoll animiert worden. Jeder aber auch wirklich jeder dieser Charaktere hatte in diesen 155 Std. seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Nie kam der Moment von Langeweile auf. Weder in der Geschichte, noch in den Kämpfen. Das lag auch an der straffen Erzählweise, die immer dafür gesorgt hat das, im richtigen Moment nach Entspannungsphasen positiver Druck aufgebaut wurde. Ein solches Pacing habe ich nur selten erlebt. Und selbst wiederkehrende Texte, die man schon zig mal gelesen hat, können im Zeitraffer mit der Optionstaste schnell übersprungen werden. Des Weiteren sind die Bosskämpfe nicht nur spannend und taktisch fordernd, sondern auch stilvoll erzählt, so das man sogar noch während des Kampfes in die Geschichte des Warum und wieso eingebunden wird.
Und die Musik? Ja die Musik ist ebenso großartig arrangiert worden und schwankt zwischen Acid Jazz, Rock und sogar leichten Metal Anleihen. Was mich gestört hat? Ehrlich gesagt nicht viel und alles das ist meckern auf ganz hohem Niveau. Die Musik ist ganz toll, keine Frage, aber für mich zu oft wiederkehrend. Mementos ist im Gegensatz zum restlichen Spiel etwas karg und lieblos ausgefallen. Hier ist eher das farmen anstatt große Emotionen an der Tagesordnung. Die Bosskämpfe waren bis auf einen, der mich wirklich genervt hat fordernd und nie unfair. Bei diesem Boss gab es aber wirklich graue Haare. Leider besitzt unser Held keine Sprachausgabe. Das wirkt etwas befremdlich.
Persona 5 (Royal) erzählt eine wirklich großartige Geschichte, mit ganz tollen und liebenswerten Charaktern, die mir in diesen vielen Stunden sehr ans Herz gewachsen sind. Und gerade soetwas bei einer immensen Spielzeit zu schaffen und nie langweilig zu werden, ist ganz großes Kino von Atlus. Berechtigterweise hat dieses Spiel in sämtlichen Tests und Berichten Höchswertungen abgeräumt und zählt nicht nur bei mir, sondern auch generell zu den besten Rollenspielen aller Zeiten und stellt die Persona Serie auf ihren ganz eigenen Olymp.
Abschließend bleibt zu sagen, dass jeder der ein bisschen etwas mit Rollenspielen anfangen kann, dieses Meisterwerk kaufen und spielen muss. Daran führt kein Weg vorbei und ihr werdet es ganz sicher nicht bereuen. Dafür lege ich meine Hand in Anns Feuerzauber. Und ein bisschen bin ich immer noch traurig, dass dieses Abenteuer „schon“ vorbei ist.
Take your heart
Alle Fotos wurden von Sir Pommes zur Verfügung gestellt und entsprechen der Original Fassung.
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