Im Gespräch mit Jörg Reisig
Vor ein paar Wochen schlug mein Beitrag zu Spec Ops : The Line große Wellen. Ich bekam unerwartet viel Lob und Anerkennung aus verschiedenen Richtungen. Natürlich hat mich das extrem gefreut und zeigt mir das ich mittlerweile auf einem guten Weg bin. Durch diesen Beitrag bin ich auch mit Jörg in Kontakt gekommen. Wieso ausgerechnet mit ihm und warum das so ist, erfahrt ihr im folgenden Interview.
Voll Verpixelt:
Hallo Jörg! Stelle dich doch unseren Lesern einmal vor.
Jörg:
Hallo 🙂 Ich bin Jörg Reisig und ein Indie Game Developer aus Berlin. Ich habe das Indie Studio „Anomaly Games“ gegründet. Wir sitzen im Saftladen Game Collective in Kreuzberg und arbeiten an dem narrativen Simulationsspiel „The Fermi Paradox“. Ich arbeite seit gut 15 Jahren in der deutschen Spieleindustrie und haben an Titeln wie Desperados 2, Drakensang, Spec Ops : The Line und Dreadnought mitgearbeitet.
Nebenbei arbeite ich noch als freischaffender Programmierer und gebe Workshops in Game Design / Game Development.
Was treibst du so in deiner Freizeit? Bestimmen dort Videospiele auch dein Leben, oder nehmen sie dort nur eine untergeordnete Rolle ein?
Leider komme ich nicht mehr so viel zum Computerspielen wie früher. Ich gehe relativ viel aus in Clubs und zu Konzerten, gehe Klettern und spiele Brettspiele und Pen & Paper Rollenspiele mit meinen Freunden.
Es gibt natürlich immer ein paar Spiele die ich aus Arbeitsgründen anschaue oder um befreundeten Entwickler*innen Feedback zugeben. Jetzt mit der Corona Isolation habe ich es dann endlich mal geschafft wieder ein paar Spiele anzufangen.
Gerade sitze ich an Divinity : Original Sin und Kingdom : Two Crowns.
Wann hast du gewusst das du Spiele entwickeln möchtest?
Der Wunsch war schon sehr früh da aber ich habe das für eine lange Zeit als unrealistisch angesehen. Ich habe angefangen Informatik zu studieren um richtig Programmieren zu lernen und dann das mit der Computerspielentwicklung mal richtig auszuprobieren.
Ich glaube als ich auf einem Chaos Communication Congress mal eine Doku über die Berliner Spieleindustrie gesehen hatte war mir klar das ich da gerne Fuß fassen würde.
Was kannst du Menschen mit auf den Weg geben, die vielleicht selber einmal den Weg des Spieleentwicklers gehen wollen?
Es gibt ja viele Möglichkeiten in der Spieleentwicklung tätig zu werden. Eins kann zum Beispiel als Programmierin, Game Designerin, Graphikerin oder Producerin tätig werden. Es gibt mittlerweile fokussierte Ausbildungen / Studiums dafür. Dort können Studierende lernen mit den verschieden Fachrichtungen in Teams zusammen zuarbeiten und gemeinsam mehrere Spiele zusammen zu entwickeln. Mittlerweile gibt es auch viele freie Game Engines und gute Tutorials mit denen man schon einmal ausprobieren kann, ob Spieleentwicklung an sich interessant ist. Meinen Studierenden habe ich immer den Rat gegeben, dass sie in den ersten Berufsjahren nicht zu erwarten gleich bei Blizzard einen Job zu bekommen und flexibel zu sein. Es ist schon nicht unüblich erstmal in irgendeiner deutschen Kleinstadt irgendwelche Handyspiele zu entwickeln, bevor eins genug Erfahrung gesammelt hat um in einem Studio zu arbeiten, die interessantere Dinge machen. Natürlich geht es auch gleich den Indie Weg zu gehen und seine eigene Spiele in kleinen Teams zu entwickeln, aber dafür muss eins sich schon sehr mit den Entwicklungsprozessen und dem Game Markt auseinandersetzen und das ist auch weitaus einfacher für Leute, die schon Erfahrung in der Industrie gesammelt haben.
Gibt es Spiele, die dich so beeinflusst haben, dass du gesagt hast das du selber Teil davon sein willst?
Klassische Rundenstrategiespiele wie Civilization und XCom haben mich schon sehr geprägt und es gab eine Zeit wo ich schon gerne bei Firaxis gearbeitet hätte. Und da ich lange als A.I. Programmierer gearbeitet habe fand ich es immer verlockend bei der Hitman Reihe für IO Interactive zuarbeiten. Jetzt mache ich gerade ja meine eigenen Sachen, aber „The Fermi Paradox“ enthält schon viele Elemente von Firaxis „Alpha Centauri“
Du darfst drei Spiele auswählen die dich geprägt und nachhaltig begeistert haben. Welche wählst du?
Ich hatte schon sehr früh einen Commodore 64 und ich würde sagen die Bards Tale Reihe hat mich sehr fasziniert und das erste Spiel ich versucht habe rudimentär mit Basic zusammenzubauen war genauso ein pseudo 3D Dungeoncrawler.
Deus Ex hat mich sehr fasziniert und ich glaube das war das erste Mal das ich versucht habe ein Spiel so gut ich konnte komplett zu analysieren und zu verstehen welche Mechaniken dazu geführt haben, das Es mir so viel Spaß gemacht hat.
Das Simulations/Kartenspiel Fate of the World hat sehr viel für mich verändert. Das Ziel des Spiels ist als eine UN-artige Organisation den Klimawandel aufzuhalten. Es zeigt mit recht simplen Mechaniken sehr komplizierte gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge in einer Weise, wie Es nur Computerspiele machen können. Ich habe dadurch, dass ich mit dem System im Spiel selbst konstant agiert habe sehr viel über die Klimakrise gelernt und mir wurde klar wie gut Spiele solche Themen aufgreifen können.
Du hast an Spec Ops: The Line mitgearbeitet. Ärgert es dich das die Verkaufszahlen damals hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind?
Klar. Wir haben viele Jahre in das Spiel gesteckt und von Kritiker*innen wurde das Spiel teilweise sehr hochgelobt. Das ist dann natürlich sehr frustrierend, wenn so ein Game dann auf dem Markt nicht ankommt. Für ein Entwicklerstudio ist das dann auch recht hart, weil gute Verkaufszahlen ja oft heißen, dass Es möglich ist mit dem Publisherstudio weiterzuarbeiten und DLCs oder einen zweiten Teil zu entwickeln. Stattdessen ist dann Es so, dass nach einer langen anstrengenden Releasephase, gleich das nächste Projekt an Land gezogen werden muss.
Spec Ops: The Line hat mich Tagelang beschäftigt, aufgewühlt und Nachts nicht schlafen lassen. Ging es dir ebenso?
Ja. Ich habe „Human Cost“, die Szene mit dem weißem Phosphor hunderte Mal schon gespielt während der Entwicklung aber die wirkt bei mir immer noch. Als ich das erste Mal realisiert habe, was wir da genau machen war ich sprachlos und mir was plötzlich klar, dass wir schon was ganz anderes machen als nur einen Militaryshooter mit einer etwas düsteren Story. Das ich an einem Spiel mitgearbeitet habe, das einige Leute wirklich tief berührt und beschäftigt hat ist schon eine sehr gute Erfahrung.
Ich bin der Meinung das man dieses Spiel als eine Art “Hidden Gem“ ansehen kann. Die Story dahinter ist unglaublich intensiv und packend. Denkst du das es richtig war so kompromisslos und ehrlich zum Spieler zu sein?
Das war ja was das Spiel im Endeffekt berühmt gemacht hat und wieso das Spiel immer noch in Erinnerung geblieben ist. Dadurch das es auch erstmal unscheinbar als „typischer Militaryshooter“ daherkommt, hat es natürlich auch viele Spieler*innen kalt erwischt, weil die nicht erwartet haben was da kommt. Die Story vieler Military Shooter präsentieren sich als reine Propoganda für aktuellen militärische Kampagnen. Es war mal an der Zeit, dieses Genre zu dekonstruieren.
Das Konzept bei Spec Ops: The Line war es dem Spieler die Kontrolle aus den Händen zu nehmen und ihn moralisch zu treffen. Ihr habt aufgrund dessen einige Computerspiel Preise gewonnen. Kam es euch nie in den Sinn dieses Spiel für aktuelle Konsolen neu aufzulegen bzw. war das für euch überhaupt möglich?
Die Frage musst du leider 2K stellen. Das ist ja das Publisherstudio, das das Spiel in Auftrag gegeben hat und die halten die Rechte daran. Auch sind viele der kreativen Entscheidungen von 2K getroffen worden und Spec Ops: The Line hätte sich ohne deren Direction nie in die Richtung entwickelt. Zudem arbeiten viele der damaligen Entscheidungsträger*innen nicht mehr bei YAGER oder 2K, d.h. selbst wenn Es ein neues Spec Ops geben würde, es würde von einem ganz anderem Team entwickelt werden.
Wir bedanken uns bei Jörg, dass er sich Zeit für uns genommen hat und wünschen ihm, alles Gute für die Zukunft.
Voll Verpixelt ist Retro Spieler aus Leidenschaft mit dem Hang zum Kuriosen und Ungewöhnlichen, Castlevania Fan und Dark Souls Überlebender. In seinen Beiträgen präsentiert er alte Dinge in neuem Licht und erklärt Hintergründe und Geschichten.
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