Panasonic 3DO Interactive Multiplayer | Game On

Trip Hawkins war ein Visionär.

Einer der vielleicht Größten, die dieser Branche entsprungen sind. 1990 wird der Gründer von Electronic Arts (EA) dafür gefeiert. EA produziert sowohl Computer- als auch Konsolensoftware für verschiedene Systeme, als mit dem SEGA Mega Drive ein Markt zusammen bricht. Um kommende Plattform-Risiken zu vermeiden, hat Hawkins die Vision, eine Multiplattform zu entwickeln. Eine Konsole, die das neue Medium CD-ROM befeuert und als Spielplatz für Multimedia und Spiele zum Austoben dient. Damit wollte man auch die Tradition der japanischen Firmen brechen. Geboren war die Idee zum 3DO Interactive Multiplayer.

Um sich ganz seiner Vision hinzugeben, räumt Hawkins daraufhin den Chefsessel bei EA. Er gründet 1991 die 3DO Company (SMSG, Inc.) und möchte möglichst viele Geldgeber um sich scharren, um aus der Konsole das bestmögliche Ergebnis herauszuholen. Da seine Pläne auf hohen Anklang stoßen, gesellen sich Firmen wie Elektronikgigant Matsushita, US-Konzern AT&T und die Medien-Gruppen Time Warner & MCA dazu. Mit Time Warner & MCA möchte man auf interaktive Filme setzen, mit den anderen genannten in den Spielemarkt eindringen. Um die technische Seite abgedeckt zu haben, schert Hawkins niemand geringer um sich als die Amiga-Erfinder Dave Needle und RJ Mical um sich. Man möchte der Konkurrenz einen, wenn nicht zwei Schritte voraus sein und setzt beim 3DO Interactive Multiplayer auf eine 32-Bit-CPU des RISC-Spezialisten ARM.

Unterstützt durch zwei Grafikprozessoren, die Sprite-ähnliche „Cel“-Effekte erlauben. Laut Hersteller soll die Konsole 64 Millionen Pixel pro Sekunde berechnen. Die Polygon-Power der späteren Konkurrenten Sony & SEGA besitzt das 3DO zwar nicht, dafür aber die meisten anderen Features. Immerhin reden wir hier von über einem Jahr Vorsprung auf die Konkurrenz (Saturn & Playstation Release 1994- 3D 1993). Das 3DO unterstützt Grafik- und Sound-Dekompression, Warps, Transparenz, Ausleuchtung, Anti-Aliasing und Texture-Mapping. Und da man von einem Multiplayer redet, laufen neben den herkömmlichen Spiele-CDs auch Audio-Scheiben und Photo-CDs.

Mit dem FZ-1 (den ihr auf meinen Bildern seht) veröffentlicht Matsushita-Tochter Panasonic 1993 den ersten Interative Multiplayer. Schwarz, mit halbrunden Säulen und einer schönen CD-Frontlade. Der Power Button befindet sich links vorne am Gerät, die CD Auswurftaste rechts neben der Frontlade. Sie sind sehr dezent in Silber im Gerät eingelassen und setzen sich schön vom schwarzen Gehäuse ab. Eine rote LED, die sich hinter den Buttons befindet, zeigt euch den Betriebszustand an.

Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse der drei Cinch-Buchsen, ein S-Video Ausgang und ein zweiter Erweiterungs-Port. Seitlich gibt es noch einen Erweiterweiterungsschacht für das verspätete MPEG-Cartridge.

Das 3DO besitzt ähnlich der PC-Engine nur eine Joypad-Buchse. Aber anstatt wie NEC auf einen Multi-Tap zu setzen, findet man beim 3DO an der Oberseite des Pads eine Buchse, die es ermöglicht weitere Pads miteinander zu verketten. Das kommt bei vielen Entwicklern nicht gut an und so leidet die Konsole an Multiplayer-Spielemangel.

Das schlimmste allerdings, was dem 3DO Interactive Multiplayer passieren konnte, war der enorm hohe Anschaffungspreis, was viele Käufer weltweit abgeschreckt hat. Für das Urmodell, das in Nordamerika, Japan und in England veröffentlicht wurde, sollte man mit dem Spiel Crash `n Burn 700 U.S. Dollar berappen. Selbst ein Jahr später für den Nachfolger von Sanyo etwa 500 U.S. Dollar. Vergleicht man das mit der Konkurrenz von Sonys Playstation (359 U.S. Dollar) und dem SEGA Saturn (404 U.S. Dollar); eine Bankrotterklärung.

Dazu zu wenige Multiplayer-Titel, unklare Positionierung und schwache Software. Da die Spielehersteller mit dem Medium CD-ROM noch nicht so vertraut sind, exportieren sie etliche alte Interactive-Movie Experimente (z.B. Dragon`s Lair) oder Amiga-Spiele wie Out of this World anstatt die Hardware mit neuen Originalen auszureizen. Der Mut zu Neuem ist dort nicht erkennbar. Nur EA lieferte mit guten Spielen wie FIFA ab, der tollen Umsetzung von Wing Commander III, der immer noch besten Konsolenversion von Road Rash und dem fulminanten ersten Need for Speed-Teil. Das vergünstigte FZ-10 Modell kommt 1994 zu spät, um sich überhaupt noch mit der Konkurrenz von Primus Sony oder SEGA messen zu können. Bereits 1995 wird die Produktion des 3DO Interactive Multiplayer eingestellt.


Ich selber bin immer auf der Suche nach einer etwas anderen Konsole abseits des „Mainstream“ gewesen. Mich haben Konsolen, die vielleicht damals gefloppt sind angesprochen, denn man kann aufgrund der Hard- und Software nie sagen das alles an dem Gerät oder den Spielen schlecht sein soll. Lange vorher hatte ich mich mit dem 3DO beschäftigt. Ich machte mich schlau und hatte immer wieder einen Blick darauf. Durch einen Kleinanzeigen-Glücksfall ergab sich mir die Möglichkeit die Konsole, etliche Spiele und, sonst teures, Zubehör zu erwerben. Wenn man die Chance hat etwas in einem guten Komplettpreis zu erwerben, sollte man diese auch nutzen. Und was soll ich sagen? Man erlebt Zeitgeschichte, mit ihr eines der größten Visionäre, die die Videospiel-Branche hervorgebracht hat. Die Road Rash Version ist optisch und musikalisch großartig, Lightgun-Shooter wie Demolition Man und Mad Dog McCree kultig und wer wollte nicht schon immer mal wissen wie Need for Speed angefangen hat. Selbst die Vernetzung von zwei Controllern finde ich gar nicht so schlecht gelöst. Toll ist auch die ganze Verarbeitung des Pads, die Schultertasten sind schön direkt, dezent wurden Lautstärkeregler und Kopfhörereingang unterseitig angebracht. Die Konsole an sich macht auch einen hervorragenden Eindruck. Das Gewicht ist hoch und bietet dadurch gute Standfestigkeit, der Lack glänzt leicht, die Buttons fügen sich gut ins Bild ein und sind angenehm beleuchtet. Ich hatte zwar noch kein Vergleich zum FZ-10, Bilder und Videos lassen das FZ-1 Modell aber wertiger aussehen.

Fazit:

Wenn ihr Lust auf Zeitgeschichte habt und eine etwas andere Konsole neben Nintendo, Playstation oder SEGA erleben möchtet, greift zum Panasonic 3DO. Trip Hawkins hatte eine Vision die leider nur fast zu Ende gedacht wurde und somit zum scheitern verurteilt war. Dennoch werdet ihr hier richtig gute Spiele finden die anders verpackt sind als die die man sonst so üblich kennt. Die Konsole und das Pad sind wertig und überzeugen. Ich persönlich würde den Schritt auf die Konsole immer wieder zugehen und ihr vielleicht ja auch.

Facts:
2003 war die 3DO Company insolvent und wurde aufgelöst.

Panasonic 3DO
Veröffentlichung : 1993 U.S.A./ 1994 Japan (FZ-1)
Hersteller : 3DO/ Panasonic
Verkaufte Einheiten: ca. 2 Millionen
Spiele : 170 (CD basierend)

Pro:
-Konsole der „etwas anderen“ Art
-wertige Konsole und Pad
-Spiele erleben, die dort ihren Ursprung gefeiert haben (Need for Speed)
-Spiele sind Region-Free
-interessante Gestaltung der Spielhüllen

Contra:
-immer noch recht hoher Anschaffungspreis
-viel „Spielemüll“ dabei
-zu wenige Multiplayer-Spiele

Text und Fotos: Voll Verpixelt

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