Returnal | Game On

Gefangen in einer Zeitschleife

Bevor man Spiele kauft, informiert man sich darüber. Ich zumindest mache das oft so, lese Tests oder höre mich in den sozialen Medien um. Zum damaligen Zeitpunkt, fiel die Wahl auf drei Playstation 5 Spiele, die ich zusammen bestellt habe. Action und etwas für das Herz sollte es sein. Nachdem einmal Action mit Demon’s Souls und die bewegende Geschichte von Life is Strange: True Colors abgeschlossen waren, habe ich mich auf Returnal eingelassen. Returnal ist ein PS5 exklusiver Third-Person-Shooter mit Rogue-Like Vibes. Was das bedeutet? Rogue-Likes sind Spiele, die durch prozedural generierte Level bestehen. Frei übersetzt bedeutet das soviel wie, wenn euer Charakter stirbt, wird die Levelstruktur neu aufgebaut.
Das eigentliche Grundgerüst bei Returnal bleibt zwar immer bestehen, aber wenn ihr beispielsweise durch die erste Tür geht, ist nach eurem Ableben hier kein Gegner anzutreffen, sondern vielleicht eine Treppe oder ein riesiger Abgrund.
Sich also das Leveldesign einzuprägen ergibt keinen Sinn, da es nach jedem Tod anders aussieht.
Wollte ich, der sich mit Rogue-Likes nicht wirklich auskennt, sowas spielen? Ich hatte ja keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse.

Selene kommt nicht zur Ruhe

Selene stürzt mit ihrem Raumschiff Helios auf dem Planeten Atropos ab. Das klingt nach zugegebenermaßen nichts, was wir nicht schon hundertmal gehört haben. Dass sie aber dadurch in einer Zeitschleife gefangen gehalten wird, hat man hier interessant von Entwicklerstudio Housemarque in das Prinzip Rogue-Like eingebunden. Nach jedem Tod bekommt man auch immer wieder den Absturz und ihre Gedächtnislücke zu spüren. Nach ein- oder zwei Ansichten, ist man aber froh das skippen zu können. Im späteren Verlauf erspielt ihr euch aber mehr zu der Story und könnt eure Gedächtnislücken schließen. Das kann aber auch bis zum Abspann einige Fragen bei euch aufwerfen.

Ich bin Soulsborne erprobt, ihr könnt mir gar nichts

Im Gegensatz zur Jugend mag ich schwere Spiele und Herausforderungen. Nicht permanent und gelegentlich brauche ich auch etwas, wo ich mich seicht fallen lassen kann, ohne öfter in den Controller zu beißen. Ich habe mich durch Super Ghouls ‘n Ghosts gebissen, mich den Herausforderungen von Bucky O’ Hare gestellt, Super Probotector einen Monat gelernt, um es auf “Hard” zu beenden oder Dark Souls auf NG+X zu meistern.
Bei Returnal war ich mir sicher, das auch zu können. Doof nur, wenn dir dieses Spiel den ausgestreckten Mittelfinger zeigt und sagt: „Schön, dass du sowas geschafft hast, aber friss doch mal das hier.“
Ich hatte Bock auf Action, ich hatte Bock auf Shooter und ich wollte Returnal. Schön das aber Returnal keinen Bock auf mich hatte und ich das auch mit voller Härte zu spüren bekam.

Kein Anlauf nehmen, sondern sofort springen

Ein riesiges Tutorial wird euch Returnal nicht vor die Füße werfen, sondern learning by doing einfordern. Zu jedem Start bekommt ihr eine Pistole und eure Karte, die sehr hilfreich ist. Auf dieser könnt ihr nicht nur sehen, wo ihr hin müsst, sondern auch wo ihr schon gewesen seid. Zudem sind auf jedem Kartenabschnitt wichtige Items mit ihrem dazugehörigen Icon markiert, was ich später wirklich zu schätzen gelernt habe, denn jeden Abschnitt blind abzusuchen macht keinen Spaß. Das wird euch auch den Flow nehmen, den ihr dringend benötigt.
Wie schon beispielsweise in einem Dark Souls, seid ihr selbst daran Schuld, wenn ihr sterbt. Returnal war nur selten unfair und kann mit einer punktgenauen Steuerung aufwarten.

Was euch bleibt ist nicht viel

Zum Start eine Pistole und Story technisch später auch ein Laserschwert sind neben Äther eure einzigen Dinge die bleiben. Das Schwert ist nicht nur sehr mächtig im Nahkampf, sondern kann auch Barrieren zerstören, die euch Heilung oder Items erbeuten lassen. Äther ist selten und ein schwer zu bekommendes Gut, das sich vielleicht mit Menschlichkeit (Humanity) in der Souls-Serie vergleichen lässt. Ihr könnt mit Äther z.b. infizierte Kisten reinigen, was ich allerdings nicht gemacht habe und auch davon abraten kann, wichtige Rücksetzpunkte erkaufen was teuer aber sinnvoll ist oder euren Schutz erhöht je mehr ihr davon besitzt. Erbeuten könnt ihr es in den jeweiligen Abschnitten oder wenn ihr Online spielt, indem ihr andere Spieler rächt. Dort könnt ihr sehen, wo der Spieler gestorben ist und müsst das gegen einen Miniboss antreten, der ihn in die Jagdgründe geschickt hat. So könnt ihr viel Äther erbeuten oder auch das Zeitliche segnen.
Auch gibt es auf der Karte Terminals, an denen ihr nützliche Dinge auf eurem Weg kaufen könnt. Obolit lautet die Währung, um auch etwas kaufen zu können. Das bekommt ihr von besiegten Gegnern, doch Obacht, dass ihr es auch schnell bei ihnen einsammelt, denn es verschwindet nach kurzer Zeit. Das kann in einem schweren Gefecht durchaus schwierig sein.

Ich habe den Willen und auch die Waffen dazu

Waffen könnt ihr von gefallenen Gegnern erbeuten. Wann und von wem ihr sie erbeutet, wird immer Zufallsgeneriert. Ihr könnt nie sagen das ihr von Gegner XY auch die entsprechende Waffe bekommt. Der Loot ist immer anders. Von unterschiedlichen Pistolen mit Zielsuchraketen, über Karabiner die Panzerbrechend sind, bis hin zu einer Waffe die Höhlensucher heisst und deren Schüsse z.b. reflektieren ist für jeden etwas dabei. Beim leichten betätigen eures Triggers am Pad feuert ihr, drückt ihr stärker durch wird eure Zweitfunktion der Waffe aktiviert. Doch Obacht denn die Waffe überhitzt und muss sich auch abkühlen. Plumpes ballern kann schnell bestraft werden, denn es gibt einige Gegner die besondere Schwachpunkte besitzen. Mit viel Heilung werdet ihr auch nicht zugeschüttet, aber ich solltet alles was ihr findet auch einsammeln. Es lohnt sich nicht zu sagen ich komme zurück und sammel sie dann ein. Es kann sehr schnell passieren das das euer letzter Gedanke war.
Zudem werdet ihr auch Audiologs finden, wo ihr eine bereits verstorbene Selene holografisch sehen und ihre Gedanken hören könnt. Das treibt die Story so vorran, dass ihr immer wissen wollt wie es weiter geht.

Levelstruktur, Gegner und Bosse

Prozedural generierte Level bedeutet, dass sich die Architektur in Returnal immer verändert, allerdings bleibt das wesentliche Grundgerüst und auch die Alien-Gegner immer gleich. Habt ihr euch in den jeweiligen Level, hier Biome genannt drauf eingestellt, wisst ihr, mit welcher Art Gegner es zu tun bekommt. Oftmals haben sie Tentakel, greifen im Verbund am Boden oder aus der Luft an. Von klein bis zum großen Gegner, der einiges aushält, ist alles dabei. Gegner können nicht nur schlagen oder euch anspringen, sondern auch selber Projektile verschießen. Und das kommt, weil wir von Housemarque sprechen in Bullet Hell Salven daher. Sprich, der ganze Bildschirm kann sich schnell mit vielen Kugeln füllen. Doch Selene hat einen entscheidenden Vorteil dagegen, der sich Dash nennt. So könnt ihr nämlich kurz nach vorne, hinten oder zur Seite dashen, um Gegner oder deren Geschossen auszuweichen und um Plattformen/Abgründe zu erreichen, respektive überwinden.
Vom Dschungel bis hin zur Alien verseuchten Stadt wird auch in der Struktur und Optik etwas geboten. Dennoch werdet ihr euch immer allein und verloren fühlen und nie das Gefühl der Schönheit und Erhabenheit spüren. Dafür bekommt ihr einfach zu wenige Ruhepausen. Getötete Gegner bleiben im jeweiligen Run auch tot. Ihr müsst also keine Angst haben, dass sie wieder hinter einer Tür auf euch lauern werden und ständig respawnen. Und dann wären da noch die Bosse. Jeder verfügt über sein eigenes Muster. Könnt ihr euch das einprägen, werdet ihr auch Erfolge feiern. Ziel ist es nicht nur den Level zu meistern, sondern auch den jeweiligen Boss am Ende des Bioms (es sind insgesamt sechs an der Zahl) zu erledigen. Zudem hat jeder Bossgegner auch zwei Phasen. Schafft ihr das nicht, kommt ihr auch nicht weiter. Scheitert ihr beim Boss, dürft ihr alles nochmal machen. Sämtliche Waffen, Upgrades oder Obolit was ihr gesammelt habt, ist dann weg. Beim Kauf an der Station kann euch aber eine kleine Astronautenfigur (sofern genug Obolit vorhanden sein sollte) euch ein Continue verschaffen. Gerade bei einem Boss könnt ihr dann direkt weitermachen. Sterbt ihr aber im Level und schafft es gar nicht bis zum Boss, ist die kleine und wichtige Figur auch futsch. Das ist mir auch öfter passiert und war wirklich ärgerlich es so verschwendet zu haben. Immerhin möchte man solche Gegenstände im Bossraum nutzen. Das Spiel fragt euch aber nicht danach.
Schon beim ersten Boss Phrike zeigt euch das Spiel was ein unerwarteter Abwärtshaken ist. Dieser verfügt über Bullet Hell Salven und auch Nahkampfangriffe. Nach jedem Versuch erhöhte sich mein Frustlevel, zumal ich mich immer wieder zu ihm durchkämpfen musste. Und niemand gibt dir auch die Garantie, dass du es wieder bis zu ihm schaffst. Nach zwanzig oder dreißig Versuchen kam bei mir auch der Gedanke auf, das Spiel zu beenden und wieder zu verkaufen. Als ich ihn aber nach vielleicht 40 Versuchen gepackt habe, war das umso befriedigender. Ähnlich wie bei einem Souls-Teil, vielleicht noch ein bisschen ausgeprägter. Wer über einen nicht allzu geringen Frustlevel verfügt, sich reinbeißt und mit jedem Run etwas lernt oder sich selber beibringt, der wird früher oder später jede Passage und jeden Boss schaffen. Ihr müsst nur dran bleiben und nicht aufgeben. Das kann ermüdend wirken, aber auch mit unglaublichen Glücksgefühlen belohnen. Das Spiel, der Charakter und die Story sind es wert, dass ihr dran bleibt. Denn ihr bekommt eins der schwersten, aber auch besten Spiele der letzten Jahre.

Fazit:

Returnal hätte mich fast gebrochen. Aber auch nur fast und ich bin froh den Gedanken des Abbruchs und des Weiterverkauf wieder verworfen zu haben. Es klingt komisch, aber der erste Boss war vielleicht der Schwerste. Nicht dass ich danach alles wie ein junger Gott gemeistert hätte, aber danach ist ein Knoten geplatzt. Ich hatte oft weitaus mehr Probleme, das jeweilige Biom zu schaffen, als den Boss am Ende selbst. Wenn ihr einmal in einen richtigen Flow gekommen seid, dann kann es auch wie am Schnürchen laufen. Wo ich beim ersten Boss noch dreißig oder vierzig Anläufe gebraucht habe, lag der zweite seiner Art bereits nach drei Versuchen. Nicht weil sie danach viel leichter werden würden, sondern weil ihr mutiger, stärker und besser werdet. Aus jedem Run kann man etwas mitnehmen, auch wenn die Lernkurve steil ist. Ist euer Frustlevel allerdings nicht sehr ausgeprägt, dann solltet ihr die Hände von Selenes Abgründe ihrer selbst in Returnal lassen. Glückwunsch an alle, die am Ball bleiben und es bis zum Ende durchhalten. Ihr werdet mit einem der besten Spiele der letzten Jahre belohnt. Returnal ist definitiv eins der Highlights für eure PS5. Ich für meinen Teil werde es so bald garantiert nicht verkaufen. Dafür hat es einfach zu süchtig gemacht und all die Glücksgefühle waren es wert, bei diesem Trip durch die Endlosschleife den Ausgang zu finden.

Text: Voll Verpixelt, Fotos Copyright by Eurogamer.de & Popkultur.de

Voll Verpixelt ist Retro Spieler aus Leidenschaft mit dem Hang zum Kuriosen und Ungewöhnlichen, Castlevania Fan und Dark Souls Überlebender. In seinen Beiträgen präsentiert er alte Dinge in neuem Licht und erklärt Hintergründe und Geschichten.

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