Von Control bekam ich eigentlich nur beiläufig etwas mit und das war beim Sender Rocket Beans der Fall, als Simon Krätschmer ein Let’s Play vom Spiel präsentiert hat. Komplett habe ich es mir nicht angesehen, aber dennoch interessiert beobachtet und im Hinterkopf abgespeichert. Ein paar Monate später habe ich das Cover auf einem Flohmarkt erblickt und konnte es günstig erstehen. Irgendetwas sagte meinen Synapsen das mir der Titel und das Setting bekannt vorkamen.
Zuerst lag es allerdings auf der Halde meines „Pile of Love“, einer nicht geringen Ansammlung von Spielen die ich noch spielen möchte. Vor rund zwei Wochen habe ich dann in meine Hängevitrine in die PS4 Abteilung geschaut und der Blick fiel auf Control. Der Zeitpunkt mich mit diesem Spiel zu beschäftigen. Dazu muss ich allerdings sagen das ich „nur“ das Standart Spiel gekauft habe. Dies ist nicht die SE mit den beiden zusätzlichen DLCs. Zu diesen kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Vielleicht werde ich diese aber noch nachholen können.
Was ich ebenfalls nicht auf dem Schirm hatte ist die Tatsache, dass Control vom 1995 gegründeten Entwicklerstudio Remedy stammt. Bei Remedy klingeln bei dem ein- oder anderen von euch bestimmt die Glocken, denn der Entwickler ist vor allem für die Max Payne Serie, aber auch für Alan Wake oder Quantum Break bekannt. Und wer Remedy sagt, der denkt auch sofort an außergewöhnliche Settings, interessante Charaktere und zerstörbare Umgebung. Genau das bekommt ihr in Control auch auf den Tisch.
In diesem Fall spielt ihr Jesse Faden, die euch im Intro per Monolog „begrüßt“. Was sie dort alles erzählt erscheint recht abstrus. Ihr Weg führt sie durch die Gänge des Federal Bureau of Control. Dort verspricht sie sich vom dortigen Direktor Trench die Antwort auf die Frage, wo sich ihr Zwillingsbruder aufhält. Doch bevor er diese auch beantworten kann erschießt er sich. Als sie die Tür öffnet, findet sie ihn leblos neben seinem Schreibtisch, neben ihm seine Dienstwaffe. Eine Stimme die Jesse „Polaris“ nennt und eine imaginäre Freundin von ihr ist, hat sich in ihrem Kopf eingenistet. Diese befiehlt ihr die Waffe des Direktors aufzunehmen und dadurch gelangt sie in die Astralebene, wo sie mit der Dienstwaffe eine Bewerbungsprüfung ablegen muss. Das macht sie zur neuen Chefin des Federal Bureau of Control. In der englischen Version Hiss genannt, macht ihr euch nun auf den Weg „das Zischen“ zu beseitigen.
Dieses zischende Geräusch versucht Besitz von ihr zu ergreifen. Mental stellt es sich als wabernde rote Flüssigkeit dar. Polaris die immer bei ihr ist, beschützt sie davor. Auf der Suche nach ihrem Bruder muss Jesse in Verbindung mit dem FBC dieses Zischen also beseitigen. Mehr möchte ich hier allerdings auch nicht von der Story preisgeben, denn sonst wäre es dessen hinsichtlich uninteressant den Titel zu spielen. Erlebt es einfach selber, wenn ihr die Lust verspürt Control zu spielen.
Auf der technischen Seite kann das Spiel mit ordentlichen Sprites und Texturen überzeugen. Jesse ist abseits der Zwischensequenzen gut dargestellt, denn ihr spielt wie schon bei einem Max Payne aus der Third-Person Perspektive. Die Waffen, die ihr im späteren Verlauf der Geschichte findet, bieten im Hinblick auf eine andere Optik oder beim Namen nichts Neues, was man aus anderen Titeln nicht auch kennt. Sei es die Standart Dienstwaffe, eine aufgepimpte Version die MP mäßig Salven verschießt, eine Art Raketenwerfer als Pistole, oder auch ein Granatwerfer. Alle werden aber in Form einer Pistole dargestellt, was optisch zu gefallen weiß, denn Jesse ist eine eher zierliche und schlanke Dame. Ein klassischer Raketen- oder Granatwerfer hätte dort etwas deplatziert gewirkt. Der eigentliche Star des Kampfsystems sind aber eher die telekinetischen Fähigkeiten von Jesse, die à la Luke Skywalker Gegenstände nutzen kann, um ihre Feinde auszuschalten. Das geht sehr gut und intuitiv von der Hand. Egal ob Mülleimer oder großer Container, fast nichts kann dazu missbraucht werden es nicht auch, als Waffe einzusetzen. Alle Waffen und auch Kräfte können in einem doch recht überfordernden Menü verbessert werden. Gefallene Gegner die vom Zischen befallen wurden lassen nicht nur helle Heilperlen fallen, sondern auch Upgrades und das nicht zu knapp. Ebenso findet ihr auch gerne mal versteckte kleine Container, die Upgrade Material für euch bereithalten. Und oft kommt ihr ins Grübeln welche Verbesserung ihr als Nächstes nehmt. Da die Verbesserungen in Prozentzahlen dargestellt werden und oft nur minimal besser sind als das letzte Upgrade, kann der Spieler überfordert sein was er besser als Nächstes ausrüsten soll. Ich habe mich oft Minutenlang im Menü verloren auf der Jagd nach dem „besten“ Upgrade. Ihr könnt allerdings auch schlechte Verbesserungen zu Fähigkeitspunkte machen. Trotzdem ist weniger oft mehr. Oft hatte ich das Gefühl, das ein RPG in ein Action-Game gepresst wurde. Gerade am Anfang des Spiels kann man sich damit überfordert fühlen. Spieler die sich gerne mit zig Items und Verbesserungen auseinandersetzen, werden hier aber ihre Freude haben. Ihr selber müsst für euch einfach die perfekte Mischung eures Charakters herausfinden. Auch werdet ihr nicht aus standardisierte Munition zurückgreifen, denn wenn ihr euer Pulver verschossen habt, müsst ihr eine Zeitlang warten bis ihr wieder feuern könnt.
Um dann nicht gegen die doch recht zahlreichen Gegner wehrlos zu sein, habt ihr noch eure telekinetischen Fähigkeiten. Nehmt einfach den Lampenschirm rechts neben euch und schleudert ihn dem Soldaten rechts an den Kopf. Was ihr schleudern könnt, wird immer recht hell angezeigt was auf der einen Seite komfortabel ist, da ihr nicht lange suchen müsst, aber auch etwas Stimmung kostet, da recht viel Blinki Blinki zu sehen ist. Die Level sind von schlicht bis hin zu abstrakt in einer bunten Mischung vertreten. Auch Pilz verseuchte Areale à la The Last of Us müssen bewältigt werden. Dort gegen Infizierte mit explodierenden Gewächsen per Telekinese zu arbeiten kann wirklich Spaß machen.
Mein nächster Vergleich mit Dark Souls kann den ein- oder anderen von euch verwirren. Ich als langjähriger Spieler der From Software Serie kann aber durchaus Parallelen finden. Zuerst sei gesagt das Control ein durchaus schweres Spiel ist, bei dem ihr nicht den Schwierigkeitsgrad verändern könnt. Eine Parallele die es mit Dark Souls z.b. gemein hat. Selbst Kontrollpunkte fungieren wie ein Soulsartiges Bonfire. Zum einen drängt es die Zischer zurück und zum anderen säubert es das Gebiet von der roten Pest. Seid euch aber sicher das diese Gegner dennoch erscheinen und euch das Lebenslicht ausblasen wollen. Apropos Gegner. Diese agieren zum Teil etwas plump, dafür aber mit viel Feuerkraft die es in sich hat. Zudem sind sie nie allein, sondern kooperieren immer in größeren Ansammlungen. Auch versuchen sie euch von allen Seiten einzukreisen, oder Sniper mit Raketenwerfern rennen in Deckung, um euch unter Beschuss zu nehmen. Das reicht von einfachen Fußsoldaten bis hin zu stärker gepanzerten „Minibossen“. Zudem gibt es auch Gegner die telekinetische Fähigkeiten besitzen. Manche können sich unsichtbar machen und kurz vor euch auftauchen, schweben im Raum und greifen mit Geschossen an oder schleudern ebenfalls Gegenstände auf euch. Gerade diese können enormen Schaden verursachen und weichen oft geschickt aus, wenn ihr selber auf sie werft.
Die Kombination aus Wurf und Schusswaffe ist in so manchen Situationen ein Lebensretter. Wer sich hier nur auf seine Ballermänner verlässt ist schnell verlassen. Ihr benötigt die richtige Mixtur aus Knarre und Telekinese, sonst werdet ihr mit Control keinen Spaß haben. Gerade am Anfang, wenn eure Lebensenergie noch recht gering ist, können zwei- bis drei Treffer ausreichen, um euch das Licht auszublasen. Auch Bosse die oft als zischende und fliegende Menschen dargestellt werden, greifen nicht allein, sondern immer im Verbund an. Das kann zwar dazu führen, dass die Standart Gegner euch in den Kämpfen Lebenskugeln bescheren, euch das Leben aber auch nicht wirklich leichter machen. Schon wie bei Souls kann man sagen: Kein Gegner ist zu unterschätzen. Auch hat man es hier nicht permanent mit riesigen Monstern zu tun, sondern eher mit paranormal Infizierten. Allerdings gibt es hier auch wie bei Souls versteckte Bosse, die es so richtig in sich haben und euch alles abverlangen werden.
Die Musik ist doch recht spärlich und wenn oft innerhalb der Kämpfe eingesetzt. Nichts worüber man ausführlich sprechen müsste, wobei es einen der besten Level der Videospiel Historie gibt was Artstyle und Musik angeht. Ja da lehne ich mich weit aus dem Fenster. Kollege Raketenjansel hatte mich auf YouTube schon heiß auf diesen Level gemacht und hatte nicht zuviel versprochen. Dafür hatte ich mich bei ihm natürlich schon bedankt. Und bedanken möchte ich mich auch bei Remedy und der Band „The Old Gods of Asgard“ die Musik zum „Aschenbecher-Labyrinth“ geschrieben haben und eben diesen Song auch Control genannt haben. Mehr möchte ich euch an dieser Stelle auch nicht spoilern. Das muss man visuell und akustisch entweder über seine Anlage oder laut über möglichst gute Kopfhörer erlebt haben. Der pure Wahnsinn. Ich war sogar froh zweimal in diesem Level gestorben zu sein, nur damit ich es nochmal spielen konnte.
Fazit:
Wer Remedy Entertainment für seine früheren Werke schon geliebt hat, mit dem Übernatürlichen und Bizarren etwas anfangen kann, wird mit Control seine Freude haben. Stellt euch auf eine gute Story ein, einen nicht immer greifbaren und manchmal unnahbar kühlen Hauptcharakter, viel zerstörbare Umgebung, Telekinese die eigentliche Waffe des Spiels ist und bizarre Level. Seid euch aber auch im Klaren das Control euer Nervenkostüm beanspruchen kann. In rund 50 Stunden + werdet ihr sehr oft sterben. Das kann ich euch versichern. Dennoch verhält es sich wie bei einem Souls Titel. Man will einfach weiter erforschen und wird trotz des Öfteren Ableben weiter kommen. Auch im Hinblick das neue oder aufgemotze Fähigkeiten euch in Bereichen weiter bringen, die vorher noch nicht zu erreichen waren. Hier wird ja gerne der Begriff „Metroidvania“ genannt. Ihr müsst euch mit Conrol in spielerischer und storytechnischer Hinsicht auseinandersetzen. Das Spiel gibt euch immer Anhaltspunkte, aber erforschen und erkunden müsst ihr es selber und das wird euch nicht allzu leicht gemacht.
Fun Fact:
Das Design wurde vom Brutalismus inspiriert. Strukturen erscheinen oft blockartig und geometrisch.
Die Northline Engine wurde schon in Quantum Break genutzt, wird in Control aber noch um Raytracing erweitert. Das bedeutet besseren Schattenwurf und Spiegelung in oder auf Objekten.
Hautdarstellerin Jesse Faden wird von der Schauspielerin Courtney Hope dargestellt. Bekannt wurde Hope durch ihre Auftritte in bekannten Serien wie Navy CIS, Bones, Criminal Minds oder Grey’s Anatomy.
Control
Entwickler: Remedy Entertainment
Publisher : 505 Games
V.Ö. : 2019 Windows, PS4, Xbox One, Switch (Cloud Version)
Pro:
-abgedrehte Story
-zerstörbare Umgebung
-schöne Licht- und Schatteneffekte
-wuchtige Waffensounds
-Telekinese als Waffe
-Lebensenergie stellt sich nicht von allein wieder her
-interessante Hauptprotagonistin
-gute englische Sprachausgabe
-taktisch fordernde Kämpfe
-grandioser „Aschenbecher-Labyrinth“ Level
-sehr düstere Atmosphäre
-viel zu erforschen
-neue Fähigkeiten- neue Wege
-nächstes Missionsziel wird nicht sofort vor die Füße geworfen
-optionale Bosse
-viel aufzuwerten und aufzurüsten
-üppige Spielzeit
-gute Steuerung
Contra:
-schreckliche deutsche Sprachausgabe
-Zwischensequenzen oft nicht Lippensynchron
-Nebencharaktere eher blass
-recht schwer und hin-und wieder frustig
-Musik bis auf den „Aschenbecher-Labyrinh“ eher belanglos
-Kameraprobleme
-weniger Upgrades und Verbesserungen hätten gut getan
-wenig Gegnervarianz
-sich ständig wiederholende Gegnerwellen
-Jesse wirkt recht kühl
-Geruckel nach dem Gang aus dem Pausenmenü
-ein Komplettabsturz
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