Hallo zusammen, mein Name ist Sandra, auch bekannt als OcarinaOwl, und ich habe die Ehre, diesen Gastbeitrag für a Hat of Media zu schreiben. Mein Steckenpferd ist normalerweise das Schreiben von Kurzgeschichten, die ich (mehr oder weniger) regelmäßig auf meinem Blog veröffentliche. Neben dem Schreiben gehört jedoch besonders das Spielen von Videospielen (vor allem neuerer Konsolen wie die PS4, Nintendo Switch und Xbox One) zu meinen großen Hobbies. Dieses Hobby wird momentan jedoch ganz besonders von einem bestimmten Spiel eingenommen: Animal Crossing New Horizons.
(C) Sandra Lindic
Schon als es angekündigt wurde war ich Feuer und Flamme, denn Animal Crossing hat mein Leben nicht unwesentlich beeinflusst. Zwar erst sehr spät und das erste Mal mit Animal Crossing New Leaf – aber dennoch.
Als ich vor ein paar Jahren in meiner Ausbildung steckte, mit der ich meine kleine Dachgeschosswohnung und meinen Alltag gerade so finanzieren konnte, gab es eine Zeit in der mir das alles zu viel wurde. Nach der Arbeit, dem abendlichen Lernen und der Berufsschule abzuschalten, fiel mir mit der Zeit immer schwerer. Der Stress begann, seine Spuren zu hinterlassen.
Videospiele und Bücher waren (und sind immer noch) meine Mittel gegen diesen Feind, mein Elixir um abzuschalten. Doch irgendwann waren selbst die üblichen Verdächtigen nicht mehr besonders wirkungsvoll.
Als ich in dieser Zeit dann von Animal Crossing New Leaf hörte, war mein Interesse anfangs eher mäßig. Ich hatte zwar schon von den Vorgängern gehört, war mir jedoch nie ganz sicher ob es etwas für mich wäre. Nachdem ich mich jedoch genauer über dieses Spiel informiert hatte, war es um mich geschehen. Einen eigenen, friedlichen Ort nach meinen Wünschen gestalten, auf den ich mich zurückziehen kann, umgeben von niedlichen Tieren? Hörte sich genau nach dem an, was ich gerade gebrauchen konnte.
Animal Crossing New Leaf auf dem Nintendo 3DS | Foto by (C) Sandra Lindic
Als Animal Crossing New Leaf im Jahr 2013 für den Nintendo 3DS erschien, habe ich mühsam Geld gespart, um es so bald wie möglich in den Händen halten zu können. Auch wenn ich mich sehr auf diesen Titel gefreut habe, hatte ich keine Ahnung, was für einen Einfluss dieses Spiel auf mein damaliges Leben haben würde. Es war schließlich nur ein Spiel, ein kleiner Zeitvertreib. Zumindest dachte ich das.
Anfangs war es das auch noch. Jeden Tag das Spiel starten, eine halbe Stunde bis Stunde in der kleinen, digitalen Welt verbringen und mit den knuffigen Bewohnern reden, Blumen pflanzen und gießen, Früchte ernten und verkaufen, Fische angeln, Insekten sammeln, mein kleines Haus dekorieren, dem entspannten Soundtrack lauschen und vieles mehr. Tag ein, Tag aus. Bis es zu einem Ritual wurde.
Wenn ich spät abends nach Hause kam, ausgepowert von einem harten Arbeitstag, den Kopf schon in der nächsten Klausur, konnte ich dennoch für eine kleine Weile das Chaos in meinem Kopf aus stellen und mich voll und ganz auf das Leben in dieser friedlichen Stadt konzentrieren. Es hatte etwas beruhigendes, eine kleine Welt am Laufen zu halten, in der alles so friedvoll und ohne Druck von statten ging. Du willst dein Haus ausbauen, hast aber kein Geld? Kein Problem, zahle es nach und nach zurück, so wie es dir passt! Du möchtest heute keine Früchte ernten? Kein Thema, morgen ist auch noch ein Tag.
Und so half mir Animal Crossing New Leaf, wenn auch nur ein bisschen, meine Ausbildung schadlos zu überstehen. Es begleitete mich auch weiterhin, in weniger stressigen Zeiten, aber das tägliche Ritual fand ein Ende. Bis ich es irgendwann nur noch alle paar Monate startete.
Als also Animal Crossing New Horizons für die Switch angekündigt wurde, habe ich mich gefreut wie eine Wahnsinnige. Nicht nur, dass offenbar die guten Aspekte der Vorgänger aufgenommen wurden, viele neue und vielversprechende Inhalte und Verbesserungen gehörten ebenfalls ins Repertoire, sodass ich es kaum erwarten konnte. Was mir besonders gefiel war, dass der soziale Aspekt mit anderen Spielern viel größer geschrieben werden sollte und die Gestaltungsmöglichkeiten immens zu sein schienen.
Als ich es also direkt am Release-Tag spielen konnte, war ich hin und weg. Das Spiel startet gewohnt entschleunigt, mit begrenzten Möglichkeiten, die jedoch nach und nach aufeinander aufbauen. Ich begann meine Reise wortwörtlich mit Nichts.
Eine naturbelassene, leere Insel lag mir zu Füßen. Ich craftete sogar erstmals meine Werkzeuge wie Axt, Schaufel oder Kescher selbst und schlief die ersten Nächte in einem kleinen, engen Zelt. Dadurch, dass die Möglichkeiten anfangs so begrenzt sind, wurde mir quasi auferlegt, langsam zu machen und entschleunigt zu spielen. Das Spiel zeigte mir, wenn ich jeden Tag auch nur ein bisschen Zeit investiere, komme ich immer ein wenig voran. Langsam und entspannt.
Und so führte es wieder dazu, dass Animal Crossing zu einem gut tuenden Ritual in meinem Alltag wurde. Der Zeitpunkt des Releases hätte dafür kaum besser sein können. Denn durch die aktuelle Situation, wurde ich ins für mich bisher ungewohnte Homeoffice versetzt, was meinen Alltag auf den Kopf stellte. Auch, dass ich meine Freunde nicht mehr treffen kann und verschiedene geplante Events nicht stattfinden, ist ziemlich belastend.
(C) Nintendo Screenshots aus Animal Crossing New Horizons | (C) Nintendo (C) Nintendo
Auch wenn es nicht das Gleiche ist, kann ich nun durch Animal Crossing New Horizons zumindest eine kleine Lücke füllen, indem ich Freunde auf ihren wunderschönen Inseln besuche, ihnen kleine Geschenke und Nachrichten per Post sende oder sie zu meiner Insel einlade. Entspannt erkunden wir die Welten und interagieren miteinander, schmeißen Partys und bewundern die sorgsam zusammengestellten Outfits unserer Villager.
Wir tauschen unsere Heimatfrüchte- und Blumen aus, um die Vielfalt Dieser auf der eigenen Insel auszubauen, schenken und tauschen Möbelstücke und andere Deko untereinander und vieles mehr. Es entsteht sogar ein kleines, soziales Netzwerk, das nur durch uns und unseren Inseln entsteht. Wir holen uns so ein kleines bisschen Friedlichkeit und Regelmäßigkeit in den Alltag, was wir gerade in der aktuellen Zeit besonders gut gebrauchen können.
Auch, dass ich meine Insel nach einer Weile sogar durch Terraforming komplett selbst gestalten kann, ist ein neues Feature das mein kreatives Herz höher schlagen lässt. Ich kann Flüsse und Wasserfälle komplett umlenken, eindämmen und ausbauen. Ich kann Erhöhungen bauen oder einstampfen, sogar den Standort von fast allen Gebäuden selbst bestimmen und wieder ändern, wenn ich es mir doch anders überlegt habe. Durch die ausgebauten Designs, kann ich sogar den Boden mit selbst gestalteten oder von anderen Spielern online gestellten „Stickern“ versehen, wodurch ich individuelle Wege bauen, kleine Akzente durch gezeichnete Blumen setzen oder auch Mega Man an den Strand pappen kann.
Man hat mehr Freiheiten als je zuvor in einem Animal Crossing Spiel, sodass den eigenen Vorstellungen so gut wie keine Grenzen mehr gesetzt sind. Eine Freiluft-Bibliothek neben einem Wasserfall? Klar! Ein abgelegener Strand, der nur durch eine kleine Jump-Passage erreichbar ist? Sicher! Ein detaillierter Zen-Garten oder ein Versteck in einem kleinen Bambus-Wald? Natürlich!
Foto by (C) Sandra Lindic
All diese gestalterischen Möglichkeiten, der Ausbau der sozialen Interaktionen mit Spielern aus aller Welt, die weiterhin entschleunigende Wirkung, der abwechslungsreiche Soundtrack und auch die in meinen Augen wunderschöne Grafik. Das und vieles mehr lässt mein Herz höher schlagen, weshalb das Spiel wohl zu einer der besten Spielerfahrungen zählt, die ich bisher machen konnte. Natürlich ist es nicht perfekt, es gibt auch Dinge, die verbesserungswürdig sind wie die Tatsache, dass man nicht größere Mengen eines Items auf einmal craften kann (z.B. wenn man Fischköder in größeren Mengen herstellen möchte) oder dass immer wiederkehrende Gespräche nicht übersprungen werden können wie z.B. der tägliche Monolog der Eule Eugen im Museum.
Auch, wenn ich mir diese und andere Verbesserungen wünsche, bin ich mehr als zufrieden mit diesem Spiel. Ich werde es jedenfalls noch eine ganze Weile weiterspielen. Auch wenn ich weiß, dass es irgendwann nicht mehr täglich vor meinen Augen flimmern wird, kann ich mit Gewissheit sagen, dass es genau wie Animal Crossing New Leaf einen Platz in meinem Herzen einnehmen wird. Und zwar als ein Spiel, das einen Teil meines Lebens, wenn auch nur ein bisschen, besser gemacht hat.
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