„Mit großer Macht kommt große Verantwortungslosigkeit“

Ich habe jetzt zum ersten Mal Deadpool gesehen. Schon öfter vorgenommen, aber irgendwas ist ja immer. Guck die Filme haben sie gesagt, du wirst sie mögen haben sie gesagt, der Humor ist großartig und die Action, samt ihren Effekten ebenfalls. Gebe zu kein großer Marvel Freund zu sein. Charaktere, mit denen ich etwas anfangen kann, sind Spider-Man, Wolverine oder der Punisher. Und jetzt auch Deadpool. Was mir nämlich gut gefällt sind Antihelden und Deadpool zählt anscheinend dazu. Bekannt für sein loses Mundwerk, Sarkasmus, Unmoralisch, sexistisch aber dennoch mit dem Hang die Menschen die er liebt zu beschützen.
Dabei durchbricht er auch gerne die vierte Wand. Heißt das er sich seines fiktiven Charakters bewusst ist, mit dem Zuschauer, Leser oder Spieler spricht und seine eigenen Handlungen kommentiert. Persönlich stehe ich auf sowas. Als er unter dem bürgerlichen Namen Wade Winston Wilson 1991 für den Verlag Marvel Comics von Rob Liefeld erschaffen wurde, wusste ich noch nichts von ihm.
Erst das Spiel und dann der Film
Vor ein paar Wochen waren wir auf dem Flohmarkt. Das ist in erster Linie nichts Ungewöhnliches, denn einige Sammlerkollegen tun dies schon seit Jahren. Im Gegensatz zu früher sage ich: Erwarte nichts und vielleicht kommt einer dieser Tage.
Nicht das schon tolle Schnäppchen im Laufe der Jahre dabei waren, aber es ist schon schwieriger geworden. So ziemlich jeder besitzt ein Handy, Internet und kann leicht nachschauen, was ein Spiel wert ist. Vorausgesetzt, er achtet nicht nur auf Sofort-Kauf Angebote. Das wird aber leider oft praktiziert.

Auch ein Kinderflohmarkt kann durchaus Erwachsenen Spiele beinhalten, denn oft wird beides vermischt. Zumindest hier in der Gegend ist dies häufiger zu finden. Und es gab einige Stände zwischen den ganzen Kinderbekleidungen, Spielzeug oder Bibi Blocksberg Büchern, die so gar nichts mit einem Kinderflohmarkt zu tun haben. Horror-Filme, Funko Pops oder eben auch Videospiele die eher an der ab 16 oder 18 Marke kratzen.
Und so waren vor uns am Stand Wiederverkäufer die sich zwar die Taschen günstig mit Blu-Rays gefüllt haben, aber den Wert von Deadpool für die PS4 nicht zu schätzen wussten. Und das, obwohl die Verkäuferin meinte, dass der Titel gut und gerne für 120 € verkauft wird. Persönlich finde ich das etwas zu hoch gegriffen, aber zwischen 70 und 80€ sind schon realistisch. Immer noch viel Geld für ein PS4 Spiel und selbst die PS3 Version kann zwischen 30 und 40€ angesiedelt werden. Ausreißer gibt es natürlich immer wieder. Warum sind die Deadpool Spiele so hochpreisig? Ganz einfach, weil sie von Steam, Xbox live und dem Playstation Network entfernt wurden. Die Lizenz zwischen Marvel und Activision war zum Jahreswechsel 2013/2014 abgelaufen. 2015 konnten Fans das Spiel zwar erneut digital erwerben, doch im November 2017 war es dann endgültig dort nicht mehr käuflich zu bekommen. Habt ihr Deadpool also nicht in euer virtuellen Bibliothek, dann gibt es keine Möglichkeit den Titel digital zu spielen.
Die Verkäuferin wusste also, dass dieser Titel einiges wert ist. Warum sie ihn mir für 15 € überlassen hat, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht hat sie gemerkt das ich wirklich Interesse daran habe, und nicht darauf aus bin, es ein paar Minuten später für viel Geld ins Netz zu stellen. Und die Gespräche danach waren auch sehr nett. Mir war bewusst das Deadpool mehr Geld kostet als so manch anderer PS4 Titel und natürlich hat es mich gefreut solch ein Schnäppchen zu machen. Aber bei mir gilt oft die Regel: Ein teures Spiel muss nicht auch gleich gut sein. Ist es das denn?

Sister Sinister
Nathaniel Essex ist ein Mutant und unter dem Namen Mister Sinister bekannt. Er war früher ein angesehener Biologe und Gentechniker. Bei Experimenten an missgestalteten Menschen entdeckte er das X-Gen. Selbst vor Experimenten an entführten Personen schreckte er nicht zurück. Ein ganz fieser Möp also. Und als wäre das noch nicht genug, mischt er sich auch noch in Deadpools Spiel ein. Ohne gefragt zu haben, ob er die Hauptrolle als Bösewicht bekommt. Haltet euch fest, wir sprengen sogar das Studio der High Moon Studios, weil ihnen der Pitch „zum genialsten Spiel aller Zeiten“ nicht gefällt. Das Drehbuch, was sie mir vorgelegt haben, ist einfach scheiße, und verdient einen Anstrich mit Farbe. Da hilft nur ein korrupter Medien-Mogul wie Chance White, der ein paar Peseten springen lassen kann, damit dieses Spiel zu einer ganz großen Nummer werden kann. Aber der hat ja nichts Besseres zu tun, als zu Sister Sinister zu fliehen. Was für ein Jammerlappen – aber mit Kohle. Und weil Nathaniel ja nichts Besseres zu tun hat, als meinen potenziellen Geldgeber umzubringen, wird dieser dran glauben müssen. Denn ohne Rupien keine aufwendigen und teuren Explosionen in meinem Spiel. Ich lasse vielleicht Ladys auf mir sitzen, aber längst nicht so eine Un … Unver … also ich lasse solche Sachen nicht mit mir machen. Das Spiel muss ein voller Erfolg werden. *hier könnte ihre Werbung stehen*
Der große Deadpoolio präsentiert Geschnetzeltes
Mit Deadpool bekommt ihr ein Hack ’n Slay der Marke Devil May Cry. Allerdings nicht ganz so stylisch wie der schicke Bruder ersten Grades aus dem Hause Crap….äh ich meine Capcom. Ihr metzelt euch durch Horden von Gegnern, oder schießt sie zu Brei. Neben dem Standard Doppel-Katana, stehen euch auch Sai-Gabeln, oder ein dicker Hammer zur Verfügung. Zwei Pistolen gibt es zum Start dazu. Im späteren Verlauf aber auch eine Plasma-Kanone die für mehr Wumms aufgeladen werden kann, eine unspektakuläre Schrotflinte oder ein Maschinengewehr. Habt ihr eure Komboleiste aufgeladen, könnt ihr einen Special-Move aus dem roten Lederanzug abfeuern. Wirklich in sich hat der es aber auch nicht. Zwar sorgt er dafür das sich die Lebensleiste euer Gegner gut leert, aber einen richtigen Impact spürt ihr nicht. Dafür sind die Stealth-Kills nicht nur blutig, sondern auch witzig in Szene gesetzt.
Und falls euch die Munition ausgeht, legt ihr mit Granaten, Bärenfallen (witzige Idee Gegner einzuklemmen und ihnen permanenten Energieverlust zuzuführen) oder Minen nach. Schnell ausweichen können eure Widersacher, Schaden austeilen auch, aber die hellsten Kerzen auf der Torte sind sie nicht. Um ihren Schlägen oder auch Schüssen zu entgehen, könnt ihr euch kurz teleporten. Das fungiert wie eine Ausweichrolle. In den Flow eines Spider-Man oder Batman: Arkham Asylum kommt ihr aber nicht. Um Energie dazuzugewinnen, heißt es nur keinen Schaden zu fressen. Im Untermenü könnt ihr Waffen, Energie und Moves noch verbessern. Dazu braucht ihr Kohle, die Gegner fallen lassen, oder in den Levelabschnitten versteckt sind. Ebenso könnt ihr Munition finden, vorausgesetzt ihr habt die entsprechende Waffe freigeschaltet.
Technik pfui (eigentlich meint er super), Humor hui
Was Deadpool am aller besten kann und was mir im ersten Film schon gefällt ist der Humor. Und den bekommt ihr im Spiel im Minutentakt. Egal ob in den ordentlichen Zwischensequenzen, oder während des Spielverlaufs. Film- und Synchronsprecher Legende Nolan North (u. a. Assassin’s Creed, Batman: Arkham City, Uncharted), verleiht Deadpool eine hervorragende Stimme. Er spricht auch eben diese in seinem Kopf und das mit veränderter Stimmlage. Auf eine deutsche Synchronisation wurde leider verzichtet, dafür bekommt ihr Untertitel spendiert.

Optisch weiß der Charakter Deadpool zu gefallen. Schurke Sinister ebenfalls. Allerdings leidet das Spiel unter schwachen Texturen und ruckelt hin und wieder bei großen Gegneraufkommen. Nichts der Kategorie unspielbar, aber es fällt gelegentlich auf. Die Level sind ok gestaltet, mehr aber auch nicht. Und Rätsel bestehen daraus einen Schalter zu drücken – nichts was selbst Rätselmuffel überfordern würde. Was vor allem gefehlt hat, ist ansprechende Musik. In den Kämpfen kommt ständig das gleiche Gedudel aus Ambient und Metal/Rock. So richtig kommt da keine Aufbruchstimmung auf.
Fazit:
Ralf Schumacher kann euch nicht sagen was Deadpool wert ist, aber ich kann euch sagen das dieses Spiel für mächtig viel Spaß aufgrund seiner Dialoge sorgt. Schon lange nicht mehr so viel bei einem Game gelacht. Ebenfalls ist die Synchro von Nolan North ein Gewinn. Da konnte jemand vom Fach für den Job verpflichtet werden. Dafür ist der Rest leider nur ok, sowohl bei den Kämpfen, als auch auf der technischen Seite. Habt ihr den Abspann nach rund 10 Stunden gesehen, gibt es außer für die Trophäen Sammler nicht mehr viel zu tun. Auch wählbare Herausforderungen auf Zeit reißen da nicht mehr viel. Dennoch hatte ich eine gute und vor allem spaßige Zeit. Da digital nicht mehr erhältlich sollte der Preis von 70 € aber nur etwas für Hardcore Deadpool Fans sein. Alle anderen hoffen auf den Flohmarkt, oder das eine Kopie vom Himmel fällt.
DEADPOOL
Entwickler: High Moon Studios (Geizkragen)
Publisher: Activision
V.Ö. 2013 (Windows, Playstation 3, Playstation 4, Xbox 360, Xbox One)
Anmerkung: Digital in den Stores nicht mehr erhältlich
Pro:
-Deadpool (und das MUSS ganz oben stehen)
-großartiger Humor
-tolle Synchro (Nolan North macht einen super Job)
-großes Waffenarsenal
-schnelle Ladezeiten (schnell wieder Einsatzfähig Babe)
-lustiger Abspann
-Spielzeit nicht zu kurz und nicht zu lang (dafür sind andere Sachen länger, wenn ihr wisst was ich meine)
-Kämpfe sind ziemlich blutig (wers mag)
-guter Mix aus Nah-und Fernkampf
-wuchtige Stealh-Angriffe
-einfaches und doch umfangreiches Upgrade-System
Kontra:
-schwaches Level- und Texturendesign
-wiederkehrende, gleiche Gegnerhorden
-Kamera oft nicht optimal
-Musik wiederholt sich permanent und wirkt unpassend
-Fern- und Nahkampf mit Schwächen
-Ruckler wenn viel auf dem Bildschirm los ist
-Trial&Error-Passagen
-geringer Wiederspielwert
-Gegner nicht die hellsten
-lahme Bosse
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Voll Verpixelt ist Retro Spieler aus Leidenschaft mit dem Hang zum Kuriosen und Ungewöhnlichen, Castlevania Fan und Dark Souls Überlebender. In seinen Beiträgen präsentiert er alte Dinge in neuem Licht und erklärt Hintergründe und Geschichten.
