Lüg Pinocchio, lüg!
Die Liste der Soulslike Spiele wurde im Laufe der Jahre immer länger. Genre Primus From Software inspirierte etliche Studios ihnen gleichzutun, und das sehr gute Kampfsystem zu kopieren, oder es ähnlich zu gestalten. Das war nicht immer von Erfolg gekrönt, und funktionierte mal weniger, mal ähnlich gut.
Der südkoreanische Publisher Neowiz und das Studio Round8 gehen mit Lies of P in einen Soulsborne Ring, der die Abenteuer des Pinocchio von Carlo Collodi aufgreift. Ein Roman von 1883, der hier aber sehr frei interpretiert wird. Das Setting wird hier sichtlich von Bloodborne inspiriert, bietet aber mit seinen Puppen in Fabriken oder Laboren auch andere Pfade. Von einem reinen Klon zu sprechen, würde dem Spiel unrecht tun.
Ihr müsst herausfinden, was es mit der blauen Substanz, hier Ergo genannt auf sich hat. Diese versteinert Menschen und Puppen, und lässt diese zu willenlosen Monster mutieren. Dies alles passiert in der fiktiven Stadt Krat. Im ansässigen Hotel, eurem Rückzugspunkt, könnt ihr Waffen aufwerten, bei der mysteriösen Sophia leveln und Items kaufen. Masken oder Kostüme, die ihr findet, sind allerdings rein kosmetischer Natur. Sophia bittet euch auf die Suche nach eurem Vater Geppetto zu machen, und ihn zu befreien. Dass dies natürlich nicht die einzige Mission bleibt, erfahrt ihr im weiteren Verlauf des Spiels.
Einziger Freund auf euer Reise ist Grille Jiminy, den ihr allerdings nicht sehen, sondern nur hören könnt. Und auch sonst reden zwar NPCs mit euch, aber unser Hauptprotagonist bleibt leider stumm.
Und beim Kampfsystem? Alles beim Alten? Na ja es gibt wie in so ziemlich allen Soulslikes die rote Energie- und die grüne Leiste für die Ausdauer. Neu ist hier aber die blaue Leiste, genannt Fabel. Ist diese nach erfolgreichen Blocks oder Angriffen geladen, könnt ihr abhängig von euer Waffe einen schweren Power-Angriff ausführen. Auch gibt es wie bei Bloodborne die Möglichkeit Energie zurückzugewinnen. Ein guter Block ist hier aber Voraussetzung. Um Angriffe, Defensive oder mehr Heilung zu bekommen, müsst ihr Quarz an eurem Talentbaum einsetzten. Quarz ist auch das seltenste Gut in Lies of P. Wählt am Baum mit Bedacht, denn es gibt hier meiner Meinung nach auch viel unnützes Zeug. Gerade im späteren Verlauf ist der Mix zwischen Defensive und Offensive wichtig.
Und auch bei den Waffen ist nicht alles Souls. Toll ist die Vielfältigkeit, wie ihr spielen möchtet. Fast alle gefundenen Waffen können zerlegt werden. Sie besteht immer aus Schneidwerk und Griff. So könnt ihr den langen Stiel einer Säge abmontieren, und den kurzen Griff eines Dolchs anschrauben. Klingt nicht nur komisch, kann auch so aussehen. Das funktioniert erstaunlich gut, und ist selbst für From Soft etwas, was sie sich abschauen könnten. Mit sogenannten Kurbeln könnt ihr dann noch das Scaling der Waffe verändern, und sie so auf euren Stil anpassen. Das macht einfach Laune und lässt etliche Kombinationen zu. Die Zweitwaffen sind an eurem Arm anzuschrauben, leider aber nichts wirklich besonderes. Von der Puppenschnur die Gegner zu euch zieht, über eine Schusswaffe, bis hin zu einem kurzzeitig einsetzbarem Schild, ist hier nichts was man nicht kennt. Limitiert ist diese Nutzung auch, kann aber im Kampf mit Items aufgefrischt werden.
Neu ist hier auch ein Goldbaum. Den könnt ihr nach einer gewissen Zeit ernten, um an Goldmünzen zu gelangen. Die werden für Wunschwürfel eingesetzt, die unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Zum Beispiel könnt ihr bei Bossen einen Geist beschwören und ihn mit dem Würfel heilen, euch selbst, oder auch andere Buffs einsetzen. Alles natürlich im limitierter Form.
Der Geist ist bei Bossen auch eure einzige Hilfe. Online Hilfe von anderen Spielern, sucht ihr bei Lies of P vergeblich.
Die Gegner sind ein Mix aus Robotern verschiedenster Art, sowie von Ergo zerfressenden Gegnern. Gerade bei den Robotern merkt man die staksigen Bewegungen und Angriffe. Das fügt sich toll in die Inszenierung ein.
Technisch läuft das Spiel butterweich in 60 FPS. Nur gelegentliche Pop-Ups trüben den Gesamteindruck. Optisch ist das Spiel zum Großteil auch eine Augenweide. Anfangs hält es sich noch ein wenig zurück, wie ich finde, entfaltet seine Pracht aus Licht und manchmal schon an Bloodborne und Bioshock erinnernden Gebäuden die ganze Stärke. Auch Mimik, Gestik und Synchronisation ist sehr gut gelungen. Denn im Gegensatz zu Soulsborne, sieht man hier Lippenbewegungen. Auch die Geschichte konnte mich mitnehmen, denn Pinocchio als spielbaren Charakter in einer für ihn ausgedachten Welt, weiß zu gefallen.
Aber ihr müsst euch auch auf einen knackigen Schwierigkeitsgrad einstellen. Wer wie ich Bloodborne, Sekiro oder die Souls-Teile gespielt hat, wird merken, dass er sich bei Lies of P umstellen muss. Pinocchio bewegt sich eben nicht so behände wie der Charakter in Bloodborne, sondern einer Puppe gleich etwas staksiger. Auch wird auf Blocken ein größerer Fokus gelegt, und hier fragt man sich gelegentlich: Ich habe doch perfekt geblockt, warum bekomme ich hier trotzdem einen ab, oder entkomme nicht dem Tod?
Und auch beim Pacing stellt sich gelegentlich die Frage, warum Zwischenbosse mehr Tode fordern, als so mancher Boss. Aber auch Bosse lassen euch verzweifeln. Gerade im späteren Verlauf zieht das Spiel doch ordentlich an. Bei Lies of P braucht ihr starke Nerven, Durchhaltevermögen und dürft nicht abgeneigt sein, des Öfteren eine Ehrenrunde zu drehen. Verliert ihr übrigens euer Ergo beim Boss, liegt es direkt vor der Tür. So entsteht zumindest kein Druck es im Kampf aufnehmen zu müssen, sondern kann sich auf den Boss fokussieren.
Fazit:
Lies of P macht vieles richtig. Das Setting wirkt unverbraucht, die Kämpfe machen nach einer Eingewöhnung richtig Spaß und die Bosse sind ziemlich knackig. Leider ist die Bossmusik relativ unspektakulär, die Mechanik die Waffe abnutzen zu lassen und einen Schleifstein auch während des Kampfes nutzen zu müssen, für mich unnötig. Das kann bei einem schwierigen Bosskampf für weiteren Druck sorgen und schon nerven. Auch Leveln im Hub beschert euch nur eine vermeidbare Ladezeit.
Das sind in meinen Augen aber nur kleine Kritikpunkte, in einem doch richtig schönen Action-Adventure. Soulsborne Spieler und die mit Frust umgehen können, müssen hier einen Kauf tätigen.
Pro:
-tolles Setting
-cleveres Leveldesign mit guten Abkürzungen
-fair verteilte Checkpoints
-imposante und abwechslungsreiche Bosskämpfe
-Ergo liegt nicht im Bossraum
-lange Spielzeit (40-60 Std.)
-wuchtige Kämpfe
-passende Soundkulisse
-Waffen lassen sich umbauen
-Geist rufen für Bosskämpfe
-flüssiges Spielvergnügen in 60FPS
Contra:
-Zwischenbosse manchmal härter als Bosse
-Leveln im Hub
-Bossmusik eher unspektakulär
-Schleifmechanik stört
-Texturen poppen häufig auf
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