„Entschuldigen Sie mich. Irgendwo geschieht gerade ein Verbrechen!“

Gehört ihr auch zu den Kids der 80er und 90er Jahre? Terminator, Predator, City-Cobra, Rambo, Batman oder eben auch RoboCop haben euch staunend zurückgelassen? Fantastische und prägende Action-Filme, die ihr so oft gesehen habt, dass ihr sämtliche Zitate mitsprechen konntet. Als Videospiele das Medium Film aufgegriffen haben, ist schon einige Jahre her. Wenn ich an Spider-Man oder Ghostbusters für das Atari denke, brauchte man schon viel Vorstellungsvermögen, zumindest aus heutiger Sicht, um sich in das Geschehene hineinzuversetzen. Das änderte sich bei mir, als dann bessere Technik auf den Markt kam und die Spiele wenigstens rein optisch dahin gingen, wie ich mir meine Helden erträumt hatte. Sei es Terminator vs. RoboCop auf dem Mega Drive, Spider-Man auf dem Game Boy, oder Batman auf dem Super Nintendo.
Doch die Qualität schwankte sehr stark. Jeder denkt gerne an den Angry Videogame Nerd und damit verbunden an den Regenbogen des Todes – namentlich LJN. Viele ihrer Film- oder Serienversoftungen waren ein Griff ins Klo. Selbst wenn sie optisch noch ok waren, hatte sich das Kartenhaus spielerisch zum Einstürzen gebracht. Wir wollen aber nicht zu weit ausholen, denn es geht nur darum, dass über die Jahre ständig die Angst vor solchen Releases im Hinterkopf war.

RoboCop 2023 – kann das gut gehen?
Dementsprechend hatte ich Furcht, als ich hörte, dass ein neues RoboCop Spiel 2023 erscheinen soll. Von den Machern von Terminator: Resistance. Bisher noch nicht gespielt muss ich zugeben, was aber noch passieren wird, aber die Substanz ist wohl vorhanden, aber eben auch kein Videospiel Gold. Zumindest was Filmversoftungen angeht. Jetzt bin ich dazu gekommen, den Titel nachzuholen. Und echt positiv überrascht. Von einer mittelmäßigen Gurke ausgehend, bin ich in ein Detroit geworfen worden, was düster, gewaltbereit und zum Erkunden eingeladen hat. Denn wer ein absolut strikt lineares Ballerspiel erwartet, wird hier eines Besseren belehrt.

Detroits hässliche Fratze
Rogue City ist aber nicht einfach ein Abklatsch des ersten Films geworden, sondern die Entwickler von Teyon zeigen euch, was nach RoboCop 2 passiert. Die Verbrechenswelle ebnet nicht ab, sondern nimmt neue Ausmaße an. Das beginnt damit, dass eine Gang, die sich die Torch Heads nennt, einen Nachrichtensender überfällt, ihn in seine Gewalt bringt. Das machen sie, um eine Art Bewerbungsvideo zu senden, und zwar um beim „Neuen“, einem aufstrebenden und mysteriösen Verbrecherboss Eindruck zu schinden. Die Gang hat allerdings nicht mit Detroit Blechbüchse Nr. 1 RoboCop gerechnet.
Wo Verbrechen begangen werden, ist Robocop nicht weit
Unterstützt werdet ihr bei eurem ersten Einsatz auch wie in den Filmen von Anne Lewis. Und schön ist auch, dass Charaktere wie RoboCop, Anne Lewis, Sergeant Warren Reed oder der alte Mann, alternder CEO vom OCP Konzern. Das sorgt sofort dafür, dass ihr in die Atmosphäre der Filme eintauchen könnt. Auch in Sachen Bewegung fühlt sich RoboCop an wie er aussieht – schwerfällig. Im Übrigen könnt ihr auch nicht in die Knie gehen, um Deckung zu suchen. Es gibt nur die Möglichkeit hinter Pfeilern, Autos oder Wänden Deckung zu suchen, vorausgesetzt die Wand besteht nicht aus Sperrholz, denn die könnt sowohl ihr als auch der Gegner zu Kleinholz verarbeiten. Ansonsten heißt die Devise: Angriff ist die beste Verteidigung. Und Angriff ist genug vorhanden.

Und bist du nicht willig, so setze ich Gewalt ein
In den Schusswechseln setzt ihr Waffengewalt ein und das nicht zu knapp. Habt ihr eine Mission betreten und es kommt zum Gefecht, setzt Alex Murphy (aka RoboCop) in erster Linie auf seine Handfeuerwaffe. Die kennt ihr nicht nur aus den Filmen, sondern sie sieht auch so aus und hört sich auch so an. Praktisch das diese die einzige Waffe ist, die keine Munition verbraucht und ihr dementsprechend auch nichts einsammeln müsst. Im Gegensatz dazu haben Waffen von Gegnern nicht unendlich Munition. Das wäre dann auf Dauer auch zu leicht und eintönig geworden.
Wenn zu Beginn der Sender Channel 9 zurückerobert werden muss, ihr eure Waffe zückt und die RoboCop Theme dazu ertönt, löst das wahrhaftig schöne Nostalgie aus. Ansonsten gibt es unter den Waffen die üblichen Verdächtigen. Vom Sturmgewehr über den Granatwerfer, bis hin zur Schrotflinte ist alles dabei, was der geneigte Action-Fan braucht. Die Umgebung ist zum Großteil angenehm zerstörbar, auch können Gegenstände wie z.b. Fässer, brennbare Benzinkanister oder in Gebäudekomplexen Monitore geworfen werden. Gegner selber könnt ihr übrigens auch packen und in der Gegend herumwerfen.
Was kann unsere Blechdose denn sonst noch?
Ihr bekommt zudem noch zwei Fertigkeitsbäume gesponsort, die zum einen eure Fähigkeiten pusht und zum anderen eine die eure Standard Waffe aufrüstet. Bei den Fähigkeiten gibt es beispielsweise einen kurzen Geschwindigkeitsboost, einen kurzzeitigen Schild, die Möglichkeit in Dialogen bessere Antworten geben zu können, mehr Gesundheit und noch einiges mehr. Habt ihr 1000 XP durch Missionen, Nebenmissionen oder sonstige Aufgaben verdient, könnt ihr Punkte darin investieren. Nach zwei, sechs und zehn investierten Punkten, schaltet ihr eine neue Fertigkeit frei.

Die Waffe wiederum hat einen interessanten Aufbau. Ihr könnt unterschiedliche Platinen im Spiel finden, die allesamt anders aufgebaut sind. Zudem findet ihr Chips für die Waffe, die ihr am besten so anbringt, das ihr keine Minusprozente auf der Leiterplatine erwischt. Diese Chips haben auch unterschiedliche Anordnungen und sind verschieden stark. Und die mit schlechten Prozentzahlen könnt ihr, wenn ihr Lust darauf habt fusionieren und eine bessere daraus gewinnen. Die Möglichkeiten sind sehr umfangreich und nach etwas Eingewöhnung, versteht ihr das Prinzip dahinter. Leitet ihr die Chips in die gewünschte Richtung, resultiert daraus beispielsweise Panzerbrechende Munition, Dauerfeuer ohne Nachzuladen, oder weniger Streuung der Waffe.
Polizeiarbeit ist nicht nur ballern
Natürlich besteht der Großteil von Rogue City darin Gegner in Feuergefechten niederzukämpfen. Aber damit, das nicht zu eintönig wird, gibt es auch den normalen Alltag eines Streifenpolizisten. Da geht ihr Streife und verteilt Knöllchen, rettet Menschen aus einem brennenden Haus, zeigt Umweltdelikte an oder klärt einen Mord auf. Das lockert nicht nur das Spielverhalten auf, sondern gibt euch auch die Möglichkeit nebenbei XP zu verdienen.

Und selbst solche Kleinigkeiten werden gut belohnt. Durch Scannen von Hinweisen deckt ihr die ein oder andere interessante Randnotiz auf. Auch Gespräche mit Nebencharakteren können Aufschluss geben, wenn ihr die richtigen Fragen stellt, bzw. gute Antworten gebt. Und auch gerade im Verlauf der Story, kann das im späteren Verlauf Konsequenzen haben. Das sorgt zwischen all der Action für Tiefe im Spielverlauf.
Fazit:
Fan-Service auf ganzer Linie. Teyon hat mit Rogue City gezeigt, was Leute die mit diesen Filmen aufgewachsen sind spielen wollen. Sie wollen ballern und das nicht zu knapp, denn der Gewaltgrad ist wie in seiner Vorlage sehr hoch. Da spritzt Literweise Blut und fliegen Körperteile durch die Gegend. Das ist hart, aber wir reden auch von einem Spiel, das sich klar an Erwachsene richtet. Ebenso richtet sich das dreckige Detroit, mit den manchmal cringen One-linern an die Zunft der 80er Jahre. Und was damals Spaß gemacht hat, kann es heute auch noch sein. Spaßig waren auch Nebenmissionen, die alltägliche Polizeiarbeit widergespiegelt haben. Ohne das wäre Rogue City womöglich zur geistlosen Baller Orgie verkommen. So wird eben noch etwas Würze dazu gepackt. Ebenso wie der später ins Spiel kommende Oberbösewicht, der mit seinem Stil zu gefallen weiß, auch wenn die Story sich insgesamt kein Bein ausreißt. Gerade durch die Synchronstimme von Peter Weller, das Charaktere wie der alte Mann, Partnerin Lewis, Sergeant Reed, die Title Theme, sowie Schauplätze und Anspielungen der Filme dabei sind, ist RoboCop: Rogue City ein Muss für Fans der stählernen Blechbüchse. Ob der Rest von euch ebenfalls etwas damit anfangen kann, ist womöglich eher mit einem Nein zu beantworten.
RoboCop: Rogue City
Entwickler: Teyon
Publisher: Nacon
V.Ö. 2023 (Windows, Series X/S, PS5)
Pro:
-ordentliche Hauptstory
-interessante Nebenmissionen
-schnelle Ladezeiten
-Nancy Allen & Peter Weller klar als Anne Lewis & Murphy/RoboCop erkennbar
-satter Sound
-wuchtige Explosionen
-zerstörbare Umgebung
-polizeilicher Alltag
-RoboCop Theme
-viele verschiedene Waffen & Gadgets
-markanter Bösewicht
-viele sammelbare Items
-interessante Hauptwaffen-Modifikation
-Fähigkeiten ausbaufähig
-schöne Licht- und Schatteneffekte
-gute Grafik
-einige Locations aus den Filmen & Anspielungen erkennbar
-spaßige One-liner
-Antworten in Gesprächen mit Konsequenzen
-Gegner/Gegenstände können auch gegriffen/geworfen
-schicke Zeitlupen-Funktion
Kontra:
-schwache Gesichtsanimationen
-Gegner halten zuviel aus
-Gegner teilen selbst zuviel Schaden aus
-Widersacher leider nicht sonderlich intelligent
-Musik wiederholt sich leider zu oft
-stellenweise Bugs
-einige schwache Texturen
-nicht gut verteilte Lade-bzw. Speicherpunkte
-keine deutsche Sprachausgabe
All Pictures by Instant-Gaming, dlcompare, GameSpot
Voll Verpixelt ist Retro Spieler aus Leidenschaft mit dem Hang zum Kuriosen und Ungewöhnlichen, Castlevania Fan und Dark Souls Überlebender. In seinen Beiträgen präsentiert er alte Dinge in neuem Licht und erklärt Hintergründe und Geschichten.
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