Wanted: Dead | Game On

You want crap?

Letztes Jahr besuchte ich wieder einmal eine Börse für Videospiele. Dort trifft man die üblich verdächtigen Games, aber eben auch die, von denen man noch nie etwas gehört hat. In diesem Fall war es Wanted: Dead, bei dem mir das Cover der Collectors Edition ins Auge fiel.
Es war ein bisschen wie in den 90ern. Videospiele Verpackungen von vorn und hinten begutachten und einen Spontankauf tätigen, ohne sich vorher etliche Reviews durchgelesen oder angesehen zu haben. Allerdings machte mir meine Neugier vor der Heimfahrt zu schaffen und ich las mir Reviews durch. Mein erster Gedanke war: Was habe ich mir denn da gekauft?
Yoshifuru Okamoto seines Zeichens Spieleentwickler bei Tecmo, entschloss sich 2008 sein eigenes Studio Soleil Ltd. zu gründen. Bei Tecmo war er unter anderem für einige Ninja Gaiden Teile verantwortlich.
Sowas macht Lust auf mehr, wenn man solche Titel kennt und mag. Warum Wanted: Dead aber auf der damaligen Gamescom nur im Pressebereich spielbar war und auch sonst nur mit spärlichen Infos um die Ecke kam, wissen wohl nur die Verantwortlichen selbst. Das kann ein schlechtes Zeichen sein, muss es aber auch nicht.
Erst jetzt bin ich auch dazu gekommen, mit der Hong Konger Hauptprotagonistin Hannah Stone ins Geschehen zu ziehen. Ich perönlich fand sie und auch ihre Begleiter zunächst sehr unsympatisch. Ihre Synchro ein Mix aus Englisch und Deutsch, bis ich festgestellt habe, dass ihre Wurzeln in der Schweiz liegen.
Seltsam finde ich auch, dass der Fokus seit dem Intro auf das Essen und Trinken gelegt wird. Trash Talk inclusive. Später könnt ihr euch noch bei Wettessen wie bei einem Guitar Hero batteln. Wem das noch nicht trashig genug ist, kann sich in der Karaoke zu Nenas „99 Luftballons“ beweisen. Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber damit nun auch nicht.

„99 Luftballons“ von Nena. Echt? Echt!


Neben den Polizei-Einsätzen könnt ihr euch im Polizei-Revier umsehen. Neben einigen Sammel-Items wie Dossiers oder Akten, könnt ihr hier Zeit am Schießstand, dem Greifhaken Automaten, dem Spielen eines Retro Shoot ‚em Up, oder Nudel-Wettessen totschlagen. Das macht kurzweilig auch Spaß, ist aber sonst auch nicht weiter von Bedeutung.
Kollegen auf dem Revier oder auch meine Partner wirken kühl, von den Gesichtsanimationen ganz zu schweigen. Die Büchsenmacherin (sie heißt wirklich so) erzählt mir Geschichten über ihre zehn Katzen und der Chef staucht mich mal wieder zusammen. Polizei Alltag eben.
Und was, wenn ich euch sage, dass Hannah gar keine normale Polizistin ist, sondern ein Cyborg? Das ist z.B. erkennbar an ihrem Exoskelett Arm. Und was, wenn ich sage, das sie und ihre Mitstreiter sich mit einem Mega Konzern anlegen, dessen Antagonisten herrlich langweilig und austauschbar sind? Ein versuchtes Cyberpunk Setting ist noch lange kein gutes Cyberpunk Setting.
Aber ich mag auch trashige Spiele, wenn sie mich denn gut unterhalten können. Wanted: Dead ist da ein zweischneidiges Katana. Auf der einen Seite mag ich die Kämpfe, auf der anderen Seite nerven mich die immer gleichen Klonkrieger und Gegnerwellen.

Die Bosskämpfe sind leider sehr schwach ausgefallen

Und viel schlauchiger als hier, sorgt auch dafür, das selbst ich mich nicht verlaufen kann. Und auch die Bosskämpfe gegen riesige Metall-Spinnen und Cyborg Ninjas konnten nur selten mit Spannung punkten. Den Skilltree hat man in drei Kategorien gepackt, denn XP bekommt ihr für besiegte Gegner und könnt so neue Fertigkeiten erlernen. Offensive, Defensive, sowie das Erweitern euer Granaten Skills, das sich als nutzlos herausstellt, denn Granaten sind in diesem Spiel ein Witz. Eine große Horde an Gegnern mit einer Granate wegräumen? Leider Wunschdenken.
Was Soleil leider auch richtig verkackt hat, ist den Shooter Part. Waffen geben euch zwar ein ordentliches Treffer-Feedback, fühlen sich aber nicht wuchtig und präzise an. Auch in Deckung gehen und diese wieder verlassen, fühlt sich hakelig und ohne richtigen Flow an. Meistens bin ich aus meiner Deckung gehuscht und habe die Gegner mit dem Katana verdroschen. Bei dem Schlag eines Gegners signalisiert euch ein roter Punkt den perfekten Moment für einen Parry. Während das aber in einem Sekiro zum Zunge schnalzen funktioniert, fragte ich bei Wanted: Dead oft, warum der Parry nicht funktioniert hat, obwohl ich sauber pariert habe.

In Wanted: Dead kommen Fans von Pixelblut auf ihre Kosten

Findet ihr in der Spielwelt eine Drohne, könnt ihr hier eure Waffen upgraden und das sind zwei an der Zahl. Euer Sturmgewehr und eure Pistole, die Gegner auf eher kurze Distanz stunnen soll. Aber auch die wie ich finde sinnlosen Upgrades für die Waffen, erzielen nicht das gewünschte Erlebnis. Hinterher habe ich diese Ugrades ignoriert, weil sowieso keine Verbesserungen mehr vorgenommen werden konnten. Sehr schade und verschenktes Potenzial, den Shooter Part doch noch aufzulockern.
Dafür machen die Kämpfe mit dem Katana Spaß und das Zerhacken der Gegner gibt zumindest hier Befriedigung.

Erwartet vor allem grafisch keine PS5 Kost. Wanted: Dead könnte auch von der Resterampe der PS3 gefallen sein. Schwache Texturen sind hier gang und gäbe. Und der Soundtrack ist vor allem in den Kämpfen eher mau. Synth Wave hätte einen besseren Flow gebracht. Und trotzdem hatte ich mit zunehmender Spielzeit meinen Spaß. Aus mir und dem Spiel entstand eine Hassliebe. Was euch vor allem Hass bringen könnte, ist der Schwierigkeitsgrad. Der ist selbst auf der leichtesten Stufe noch sehr hoch und ein Ableben lässt euch vieles wiederholen, da die Entwickler keine guten Rücksetzpunkte gesetzt haben. Wenigstens bei Bossen ist man in dieser Hinsicht gnädig gewesen.

Entwickler: Soleil
Publisher: 110 Industries
V.Ö. 2023
Spielbar auf: PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox One, Microsoft Windows, Xbox Series
Hier getestete Version: PS5

Fazit:
Für wen ist also Wanted: Dead etwas? Auf jeden Fall für Freunde von trashigen Slashern der PS3 Phase. Hier gibt es billige Oneliner, schlechte Synchro, blutige und harte Kämpfe, eine taffe Hauptprotagonistin und jede Menge Frust aufgrund des knackigen und manchmal auf unfairen Schwierigkeitsgrades. Sollte euch das aber nicht abschrecken, könnt ihr hier rund 9 Stunden trashigen Spaß haben.

Pro:
-Hauptprotagonistin zwischen kühl und cool
-Katana Kämpfe machen Spaß
-Slow-Motion-Kills
-angenehm einfacher Skilltree
-neue Fähigkeiten des Skilltree spürbar
-einfache Steuerung
-sehr schöne Anime-Zwischensequenzen
-ansehnliche und günstige Collectors Edition

Kontra:
-schwache Grafik
-schlechte Shooter-Parts
-Frame-Rate-Einbrüche
-schlechte Rücksetzpunkte
-schwache Synchro
-Aufrüsten der Waffen viel zu schwach
-Granaten sehr schwach
-belanglose Bosskämpfe
-selbst auf leicht noch sehr schwer
-immer gleiche Gegner und Gegnerwellen
-Kampfsystem lockert nie auf

All pictures by M!Games

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