Castlevania: Symphony of the Night | Game On

Castlevania: Symphony of the Night Review

Es gibt Momente im Leben, wo man als Gamer Dinge bereut. Nicht zwangsläufig ein Spiel gar nicht bespielt, sondern vielmehr es viel zu spät gespielt zu haben. Natürlich könnt ihr alles nachholen, aber sich zu ärgern, es nicht eher für sich entdecken, kann frustrieren. Besonders dann, wenn es sich um die sogenannten Klassiker handelt. Spiele über die die ganze Welt spricht, in Magazinen und bei Fans so hochgelobt werden, dass man sich ihnen nur schwer entziehen kann. Als Fan einer Reihe muss man nicht jeden Teil kennen oder besitzen, aber es zumindest einmal angespielt haben. Erst recht, wenn alle übereinstimmen, dass es sich um einen Meilenstein handelt. Schwierig wird es dann, wenn es aufgrund von den immer weiter steigenden Preisen, fast unerschwinglich wird. Bei Symphony of the Night (kurz SotN) hatte ich dieses Problem vor ein paar Jahren nicht, auch wenn es auch damals schon stark im Geldbeutel angezogen hat. Ich konnte es im ziemlich guten Zustand von einem Sammlerkollegen aus einer Gruppe erstehen. Aber wie so oft befindet es sich dann in der Sammlung und liegt dort, bis es schon fast in Vergessenheit gerät. Mal fehlt die Lust es zu spielen, ein anderes Mal kommt wieder ein Neuzugang dazu, der dann in Vorfreude gespielt wird. Auch möchte man seine Sammlung als Fanboy stets erweitern, um sich daran zu ergötzen. Da kann das Spiel an sich auch auf der Strecke bleiben. Ich bin aber niemand der ausschließlich zum Sammeln Spiele hortet, sondern sie dann nach Lust und Laune auch spielt. Spiele sind eben zum Spielen da und für mich keine Wertanlage, oder sie nur für schicke Fotos zu nutzen.

Backlog Probleme

Vor rund sechs Jahren habe ich SotN bekommen und es nur einmal kurz angespielt. Da ich ziemlich schnell das Zeitliche gesegnet habe, konnte es auch keine Sogwirkung entfalten. Wie soll es auch, wenn ich mich nicht eingehender damit beschäftigt habe? So wurde aus ich spiele es, ein ich stelle es in das Regal. Aus dem Vorhaben es irgendwann nochmal zu probieren wurde nichts. Bis heute.
Doch meinen Backlog aus alten und neuen Spielen abzubauen, war vor rund zwei Jahren meine Idee. Was mir gar nicht gefällt darf gehen, allen anderen gebe ich eine Chance es zumindest nochmal zu probieren, oder sie komplett zu beenden. Für mich richtig fordernde Spiele dürfen auch in der Sammlung bleiben, vorausgesetzt sie machen mir auch Spaß. Das ist die Grundvoraussetzung bei diesem Hobby. Kommt der zu kurz, macht es auch keinen Sinn daran festzuhalten.
Das SotN im hohen dreistelligen Bereich liegt, wurde mir erst letztens klar, als ich es in einer Gruppe gesehen habe, wo es zum Verkauf angeboten wurde. Meine Intention war nicht wegen des mittlerweile hohen Preis es zu spielen und zu sehen, ob er gerechtfertigt ist, sondern weil ich als Fan der Castlevania Serie es endlich angehen wollte. Nur weil (fast) jeder sagt, dass es ein Meilenstein ist, muss es sich bei mir nicht auch so anfühlen.

Eine Reise beginnt

Wir schreiben das Jahr 1797 und spielen gleich zu Beginn, den epischen Kampf zwischen Richter Belmont und Graf Dracula. Obwohl Dracula vernichtet wurde, verschwand Belmont auf wundersame Art und Weise. Wohin er gegangen ist und warum, bleibt im Unklaren. Das Schloss ist zerstört und mit ihm die Schreckensherrschaft des Grafen. Aber fünf Jahre später erhebt sich das Schloss erneut. Doch Richter Belmont ist weg, um sich nach Castlevania aufzumachen. Aus seinem selbst herbeigeführten Schlaf erhebt sich Draculas Sohn Alucard, nicht wissend, was in der Abwesenheit seines Schlafes im Schloss vorsich geht. Maria Renard, die Schwägerin von Richter Belmont hat sich ebenfalls in Richtung Schloss aufgemacht, um ihn zu finden. Alucard und Maria treffen sich ein ums andere Mal im Schloss und helfen einander. Falls ihr einer der wenigen Gamer wie ich seit und das Spiel noch nicht kennt, werde ich zur Geschichte nichts spoilern. Diese ist für 1997 gut geschrieben und wartet mit Überraschungen auf. Je nachdem welche Voraussetzungen ihr erfüllt, bekommt ihr vier unterschiedliche Enden spendiert. Zusätzlich bekommt ihr in den Dialogen der Protagonisten Sprachausgabe kredenzt, was hier zu noch mehr Film Feeling führt. Die berühmten Worte Draculas zu Anfang „What is a man?“ dürfte so ziemlich jeder Videospiel-Interessierte kennen.

Wie man „Metroidvania“ definiert

Den Begriff „Metroidvania“ wird auch so ziemlich jedem Gamer ein Begriff sein. Zusammengesetzt aus den prägenden Spielen Super Metroid und Castlevania. In diesem speziellen Fall Symphony of the Night. Das wird euch dann klar, wenn ihr merkt, wie groß dieses Schloss doch ist. Das ihr jeden Bereich nicht sofort bereisen könnt, ist nur aufgrund der fehlenden Fähigkeiten nicht möglich. Es ist also wie schon bei Super Metroid erst machbar, wenn ihr euch neue Abschnitte oder durch Backtracking erspielt. Backtracking macht in beiden Spielen Sinn, denn zuvor noch unerreichte Fähigkeiten oder Items, erleichtern euch den Weg ungemein. Und Alucard hat so einige von ihnen spendiert bekommen. Nicht umsonst spielt ihr hier mit Draculas Sohn. Neben Hieb- und Stichwaffen, gehören Feuer- oder Magiezauber zum Repertoire, sowie die Möglichkeit euch in eine Feldermaus, in einen Hund oder in Nebel zu verwandeln.
Herzen gehören wie in jedem Teil dazu seine Zweitwaffe mit Munition zu füttern. Energie bekommt ihr nur dann zurück, wenn ihr Energiecontainer findet, oder in einem der Räume abspeichern könnt. Mana für eure Zauber und eure Tierfähigkeiten verbraucht sich bei Benutzung, regeneriert sich mit der Zeit aber von selbst. Die Zweitwaffen, wie Weihwasser, eine Axt oder ein heiliges Kreuz, findet ihr Serien typisch in den Kerzenhaltern, die ihr zerstören könnt.

Und am Anfang war nicht Dark Souls

Die Besonderheit liegt aber nicht nur darin neue und wiederkehrend alte Bereiche zu erkunden, sondern das man auch RPG Elemente verwendet hat. In der Serie kannte man das zuvor nur von Castlevania II: Simons Quest. Und da hatte es mir auch nicht viel Freude bereitet. Nicht nur das ihr neue Waffen, Ringe, Halsketten oder Schilde finden könnt, gibt es auch einen Händler, bei dem ihr gefundenes Gold investieren könnt. Viele Dinge müssen aber auch nicht gekauft werden, sondern fallen euch im Laufe des Abenteuers vor die Füße. Mit gekauften oder erspielten Library Cards, könnt ihr ihn jederzeit besuchen. Ich persönlich war aber nur selten bei ihm und bis zum Ende des Spiels war soviel Geld übrig, dass ich ein zweites Schloss hätte bauen können.
Und das war es dann immer noch nicht mit Gadgets. Waffen, Zauber, in Tiere transformieren, Zweitwaffen und sammelbare Würfel. Jeder von ihnen besitzt einen eigenen Kniff. Mal bekommt ihr einen Helfer an die Seite gestellt, wie z.B. eine Fee, die in eurem Inventar automatisch wühlt und euch heilt oder von Versteinerung befreit, ein Schwert, was eigenmächtig eure Gegner angreift, oder auch Fähigkeiten wie die des höher springen Könnens. Die Vielfalt an Möglichkeiten ist in SotN erstaunlich groß und ist so üppig wie niemals zuvor. Das schafft eine Menge Varianz im Gameplay und ist weit weg von Monotonie. Die Spieler werden oft belohnt und es gibt viel zu entdecken. Langeweile kommt zu keiner Zeit auf, denn man ist immer beschäftigt den richtigen Weg, oder neue Fähigkeiten zu finden. Zudem levelt ihr RPG typisch auch auf. Eine Anzeige im Menü zeigt euch an, wie lange es bis zum nächsten Aufstieg dauert. Das erhöht euer Glück, die Stärke, Kondition und Ausdauer. Gerade in späteren Abschnitten gibt es Gegner, die über viele Lebenspunkte verfügen und es ein leichtes ist, über sie im Level aufzusteigen. Fühlt ihr euch zu schwach, ist dies auch eine Möglichkeit Alucard zu stärken.
Oft ist mir der Dark Souls Vergleich gekommen, denn ich habe etliche Parallelen gefunden. Ob es die imposanten Bosse waren, die Möglichkeit zu leveln, oder das bizarre Gegnerdesign, oder auch der gerade am Anfang knifflige Schwierigkeitsgrad, samt der Erleichterung einen Speicherpunkt gefunden zu haben. Hier merkt man, wo Spiele wie Souls ihre Wurzeln haben.
Die Bosse haben in jedem Castlevania einem besonderen Augenmerk verdient und SotN macht da keine Ausnahme. Oft riesig und Bildschirm füllend, oder auch etwas kleiner, aber dafür nicht immer alleine. Dazu kommt eine treibende Musik, die das Gefühl von Bedrohung vermittelt. Zum großen Teil sind wirklich abartig schöne Gegner dabei. Ein aufgehängter Zombie Kadaver, der riesige Fliegen auf euch hetzt, oder auch ein riesiger Ball der aus Leichen besteht und euch damit bewirft. Horror-Feeling kommt wie so oft in der Castlevania Serie nicht zu kurz. Zu kurz kommt die Varianz der Gegner generell nicht. Jeder Abschnitt ist so Variantenreich, dass ihr nie Langeweile bekommt. Unmengen an verschiedenen Skeletten, fliegende Köpfe, Ritter in mehreren Ausführungen, laufende Tische und angreifende Bücher oder Schleimbälle, die euch vergiften wollen. Da kann sich niemand beklagen.

Musik und kleine Probleme

Und wo wir schon dabei sind, muss die grandiose Musik noch erwähnt werden. Michiru Yamane hat einen Soundtrack geschaffen, der immens im Ohr hängen bleibt. Ist die Konsole einmal abgeschaltet, bleibt dieser oft noch für Stunden im Ohr hängen. Treibende Beats, orchestrale Arrangements, psychedelische Passagen oder rockige Stücke geben sich die Klinke in die Hand.
Und dennoch ist auch ein Meilenstein wie Symphony of the Night nicht frei von Fehlern. Zum einen wäre da der zweite Abschnitt im Schloss. Der wurde zwar mit einem kleinen WTF-Moment bedacht, spielt sich aber wie die Opfer Draculas etwas blutleer. Es gibt weniger zu entdecken und auch die Gegner sind reduziert. Hier und da findet ihr leere Räume vor, die deutlich Potenzial verschenkt haben. Schön ist allerdings, dass ihr nochmal ein paar neue Bosse spendiert bekommt. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass die Entwicklungszeit nach hinten raus zu knapp wurde und der Rest schnell fertig werden musste. Zum anderen musste ich feststellen, dass es eine Waffe gibt, die so stark ist, dass ihr später weder Zauber noch andere Hilfsitems benötigt. Ihr seid ab diesem Moment einfach overpowered. Ich kann mich nicht daran erinnern im zweiten Abschnitt einmal gestorben zu sein, dafür ist diese Waffe einfach zu mächtig. Das ist etwas schade, denn dadurch verlieren selbst Bosse an Furcht. Auf der anderen Seite macht diese Waffe aber auch Spaß, wenn man wie ein Rasenmäher durch die Gegner mäht.
200,6 % könnt ihr in Castlevania: Symphony of the Night erreichen. Das ist mir nicht komplett gelungen. Um das zu schaffen, müsst ihr jeden Pixel der Karte aufdecken. Wortwörtlich gemeint. Selbst in luftigen Höhen müsst ihr mit euer Fledermaus Form die Karte blau einfärben, damit ihr die komplette Prozentzahl erreicht. Da kann ein kleines Quadrat in einem weit entfernten Abschnitt liegen, das ihr übersehen habt und dies kostet euch schon wertvolle Prozente. Zumindest, wenn ihr es darauf anlegt, alles erspielt zu haben. Irgendwann werde ich mir das auch nochmal vornehmen.
Das hat Super Metroid einfach besser gelöst. Habt ihr dort Energie- oder Missilecontainer nicht gefunden, war das eben so. Das Einfärben der Map diente hier nur zur Erkundung. Hier geht der Pluspunkt an Nintendo. Die Jagd nach Prozenten, kann wie im wahren Leben aber auch motivieren.
Außer ein paar Slowdowns ist mir in technischer Sicht nichts Negatives aufgefallen. SotN spielt sich gut und flüssig, ohne euch zu überfordern. Nur das Ausführen der richtigen Zauber, kann etwas überfordern, wenn eure Street Fighter Skills nicht ausreichen.

Fazit:
Castlevania: Symphony of the Night ist ein Meilenstein, ein Klassiker, ein Spiel, was man zumindest einmal gespielt haben sollte. Ich bin froh als Fan der Serie endlich einen Haken dahinter gemacht haben zu können. Aber auch nicht Fans sollten diesen grandiosen Titel gespielt haben. Weil es so ziemlich alles richtig macht, was man richtig machen kann. Design, Levelarchitektur, Bosse, Musik, Story und RPG-Elemente wirken wie aus einem Guss. Es kommt niemals Langeweile und bis auf das Prozentuale erkunden der Map kein Zwang auf. Wenn ihr das denn wollt. Es zwingt euch keiner dazu, die vollen 200,6 % zu erreichen. Das ist genau, wie das von euch erspielte Ende freiwillig. Ebenso, welches Ende ihr erspielt. Toru Hagihara und Koji Igarashi haben sich mit SotN ein Denkmal auf Lebzeiten gesetzt. Noch heute schwärmen Gamer von diesem Spiel, widmen ihm unzählige Speedruns, nutzen die Musik als Handy Klingelton und greifen denkwürdige Zitate auf. Wer wissen will wie das Metroidvania Genre enstanden ist, kommt um Super Metroid und Castlevania: Symphony of the Night nicht drumherum.

Castlevania: Symphony of the Night
System: PlayStation
Erscheinungsdatum: 1997
Publisher: Konami

Pro:
-riesiges Schloss lädt zum Erkunden ein
-viele verschiedene Bosse und Gegner
-grandioses Level- und Artdesign
-fantastische Musik
-jede Menge Items, Waffen, Zauber
-RPG-Elemente
-viele kleine Animationen
-Sprachausgabe
-interessante Story
-gute Steuerung
-vier unterschiedliche Enden
-erinnerungswürdige Zitate

Contra:
-gelegentliche Slowdowns
-zweiter Teil des Schlosses zu simpel
-ab Hälfte zwei zu overpowered
-volle Prozentzahl mit unnötig fummeliger Kartenaufdeckung

Alle Bilder Copyright by Konami, Screen Rant, USgamer, MobyGames

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