Marvel’s Spider-Man | Game On

Aus großer Kraft folgt die Platin-Trophäe

Ich war nie der große Trophäen-Jäger. Natürlich hat es mich gefreut, wenn in Spielen hier und da am oberen Bildschirmrand eine der bei vielen Spielern heiß begehrten Trophäen aufgeploppt ist, aber für mich sind sie nur Beiwerk. Etliche Jahre bin ich nun schon im Playstation Network angemeldet, aber dort wo unter dem Platin Emblem etlicher Gamer zweistellige Zahlen stehen, prangte bis vor kurzem die Null.
Die Muße sich viel mehr als die reguläre Spielzeit mit einem Spiel zu beschäftigen, war mir einfach zu Zeitaufwändig. Immerhin stehen hier noch so einige, die auch gespielt werden möchten.
Dann fand das bereits 2018 veröffentlichte Marvel’s Spider-Man seinen Weg in meine Konsole. Ich kann noch nicht mal genau sagen, wie ich an das Spiel gekommen bin. Nur das es sehr günstig, wenn nicht sogar gratis und zudem noch sealed war. Und wenn die aktuelle Bibliothek schon ordentlich „abgearbeitet“ wurde, dann überlegt man beim Blick ins Regal was als Nächstes folgt.
Superhelden sind bis auf zwei Ausnahmen nicht ganz so mein Ding. Doch seit der Kindheit konnte Spider-Man mein Herz gewinnen. Egal ob in Comics, speziell der Cartoon Serie der 90er Jahre oder auch in Videospielen. Auf dem zweiten Rang folgt dann Batman, der in Gotham City für Recht und Ordnung sorgt.

Am Anfang war der Frust

Ich hatte nur Gutes über den Exklusivtitel von Insomniac Games gehört. Und bei Insomniac kommen bei mir wohlige Gefühle auf. Sofort in den Sinn kommen da bei mir die Resistance Serie und Ratchet & Clank. Spiele mit denen ich in der Vergangenheit viel Freude hatte und noch immer habe.
Aufgrund dessen war meine Erwartungshaltung doch recht groß, auch wenn die Fallhöhe bei solch einem Franchise und als Triple-A-Titel sehr hoch sein kann. Wie man es sehr gut, wenn auch nicht hervorragend umsetzt, hat in der Vergangenheit Batman – Arkham City gezeigt. Man nehme einen Superhelden, stelle ihm eine Open World zur Verfügung und bastle ihm ein mit etwas Übung eingängiges Kampfsystem. Bei Batman nannte man es Freeflow und bei Spider-Man bekommt man vom Prinzip nichts anderes. Der Einstieg war gut, die Grafik sehr schick und beim Kampf gegen Kingpin für mich zu Ende. Genervt legte ich das Pad zur Seite. Immer und immer wieder ließen mir er und seine Schergen keine Chance. Vom Flow, in den ich kommen wollte, war nichts zu spüren. Ich konzentrierte mich zuerst auf andere Spiele, wollte Spider-Man aber in jedem Fall noch eine Chance geben. Dann wollte der Zufall es noch das meine PS4 rumzickt. Das fiel schon negativ bei Horizon – Zero Dawn auf und ebenfalls bei Spider-Man. Eine neue Festplatte wurde bestellt und die Spinne vorerst auf Eis gelegt.

Eine Open World die eine sein wollte

Ein paar Tage später dann also der zweite Versuch. Und siehe da, ich besiegte im kurzen Geplänkel den Kingpin und seine Jungs und die Welt von Spider-Man stand mir offen. Erwartet aber bitte kein Red Dead Redemption oder GTA, das in Sachen Größe wirklich Open World genannt werden kann. Spider-Man bietet euch schon eine Open World, wenn auch recht reduziert. Ihr kommt sehr schnell von einem zum anderen Ende von New York City. Erst recht, wenn ihr später noch das Schnellreise-System nutzen könnt. Aber auch Netz schwingend durch die Stadt zu kommen ist kein Problem. Genau das habe ich mir bei einem Spider-Man Spiel immer gewünscht. Stylisch, akrobatisch und schnell sich durch die Welt zu bewegen. Dazu Netze abzuschießen die nicht einfach aus den Wolken kommen, sondern sich klebend an Gebäuden und Gegenständen erkennen lassen.
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit packt euch auch das Kampfsystem, das mit erledigten Kämpfen, abgeschlossenen Missionen und Nebenmissionen in einem Skilltree verbessert werden kann. Neue Moves und auch Gadgets lassen sich hier prima kombinieren. Vom verbesserten Netzschuss, zur Netzbombe oder auch kleinen, schießenden Drohnen die Gegner angreifen.
Dazu noch eine Vielzahl an Würfen und Tritten am Boden und auch in der Luft. Nutzt in den Kämpfen auch oftmals Gegenstände wie Briefkästen oder Fahrräder um euch einen Vorteil zu verschaffen, denn auch eine vermeintlich leichte Straßengang oder auch die Bande der „Inneren Dämonen“, dessen Geschichte nicht nur angerissen wird, sondern eine zentrale Rolle einnimmt, kann euch das Leben schwer machen. Eure Gegner verfügen nämlich nicht nur über Schläge und Tritte, sondern agieren mit großer Schusswaffen Präsenz. Da kann es gerne passieren, das ihr mithilfe des Spinnensinns nicht rechtzeitig ausweicht, sondern den Schuss kassiert. In der Summe mit der oft hohen Anzahl der Gegner nicht ganz ungefährlich. Das musste ich ein ums andere Mal erfahren. In der Liga der Superschurken dürft ihr euch dann noch mit Vulture, Electro, Scorpion oder Rhino anlegen. Mehr wird (falls ihr es noch nicht gespielt habt) nicht verraten. Die Story ist unterhaltsam erzählt, aber leider auch kein Augenöffner.

Nicht alles Platin was glänzt

Selbiges gilt leider auch für die zu gleichförmigen Nebenmissionen. Rette Passanten aus Autounfällen, hebe Kingpin- oder Banditenlager aus oder löse eins von Harrys Forschungslabor Aufgaben. Etwas Gehirnschmalz wird dann bei Otto Octavius Aufgaben benötigt, um Schaltkreise seiner Experimente zu lösen oder Schnittstellen richtig übereinander zu legen. Eine nette Abwechslung.
Ich merkte dann also recht schnell, dass es verhältnismäßig leicht ist Trophäen zu sammeln. Manche konnte man so nebenbei mitnehmen, andere nur durch das reine Sammeln von Gegenständen, um dadurch die Hauptstory weiterzutreiben.
Und nach rund 40 Stunden war es dann endlich vollbracht. Meine erste Platin Trophäe, auf die ich ein kleines bisschen stolz bin. Für einen der sich sonst mit der Materie Trophies nicht groß beschäftigt. Und das wird in Zukunft wohl auch so bleiben.

Fazit:
Marvel’s Spider-Man hat mich begeistert. Mir gefällt die doch recht überschaubare Open World, die hervorragende Optik, die cineastischen Zwischensequenzen, die tolle Mimik und Gestik der Hauptprotagonisten und das hervorragende Kampfsystem. Ich kann mich auch nicht erinnern, wann mir Mary Jane Watson in einem Spider-Man Spiel von ihrer Art so gut gefallen hat. Auch der typische Witz kommt hier nicht zu kurz, auch wenn der sich mit immer wieder kehrenden Sprüchen in der Open World abnutzt. Das sieht in der Hauptstory schon anders aus. Dazu gesellen sich leider noch die ständig wiederholenden Nebenquests, die einfach viel zu wenig Abwechslung bieten. Doch trotz der Mängel bleibt Marvel’s Spider-Man für mich das bisher beste Spiel der Spinne. Für Freunde des Superhelden und Besitzer einer PS4/5 ein Pflichttitel. Und für Platin Jäger eine recht leichte Aufgabe das Edelmetall einzusacken.

Fun Fact:
-Mit über 20 Millionen Verkäufen Weltweit, liegt Marvel’s Spider-Man auf Platz 1 der Playstation 4 Titel.
-Das Spiel erhielt durchschnittlich hohe Bewertungen verschiedener Seiten und Fachmagazine.

Marvel’s Spider-Man
Entwickler: Insomniac Games
Publisher: Sony
V.Ö. : September 2018

Pro:
-tolle Open World
-hervorragende Schwungmechanik
-klasse Gestik und Mimik
-typischer Spider-Man Humor
-interessante Geschicklichkeitsaufgaben
-opulente Grafik
-mit etwas Übung sehr eingängiges Kampfsystem
-viele Moves und Combos
-unterschiedliche Gadgets
-Trophy Hunter freuen sich über eine leichte Platin

Contra:
-nur eine kleine Open World
-viel zu gleichförmige Nebenmissionen
-Story ist unterhaltsam, bietet aber keine große Spannung

Alle Bilder Copyright by Marvel & Sony Entertainment

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