Suda 51 – zwischen Genie und Wahnsinn | Game On


Bei Goichi Suda scheiden sich bekanntlich die Geister. Die einen können mit seiner Art Spiele zu kreieren nichts anfangen und auf der anderen Seite gibt es Menschen wie mich, die seinen Humor und seine plakative Art lieben. Zum ersten Mal bin ich 2012 auf ihn aufmerksam geworden. Weniger auf ihn viel mehr auf den Trailer der mich sehr angesprochen hat. Da wusste ich noch nicht das Lollipop Chainsaw auf seinem Mist gewachsen ist. Zu sehen war eine mit einem Cheerleader Outfit knapp bekleidete blonde Dame, die sich durch Horden von Zombies schnetzelte – mit einer Motorsäge. Untermalt von Lollipop einem Musikklassiker der Chordettes, flogen hier unmengen an Köpfen, die nicht in einer Blutfontäne endeten, sondern Regenbogen und Herzen zum Vorschein brachten. Dazu relativ derbe Sprüche und das Veröffentlichungsdatum. Ich wusste nach diesem Trailer, dass ich diesen Titel spielen muss.
Was da vom jungen Mann aus Nagano auf mich zukommen würde, wusste ich bis dato noch nicht. Der ehemalige Angestellte einer Leichenhalle ließ auch in diesem Titel wieder die Muskeln seines derben Humor spielen. Dort gibt es ja bekanntlich nichts zu lachen. Vielleicht war es seine Art um sich ausdrücken zu können. Die Spiele, die er vorher schon auf den Markt brachte, waren mir bis dahin kein Begriff. Dass er vorher schon an 22 Games direkt und indirekt beteiligt war, wusste ich nicht.
In diesem doch sehr schwierigen Jahr kam es mir in den Sinn, euch ein wenig in den Querschnitt seiner Schaffensphase mit einzubinden. Auch wenn mit Killer 7 oder No More Heroes zwei bekannte Titel fehlen die sich (noch) nicht in der Sammlung befinden, waren es ein paar andere Spiele die ich für euch (und natürlich auch mich) an- und durchgespielt habe. Ich hatte schon gehört, dass es mehr in dieser unnachahmlichen Art von ihm gibt und entschloss mich, neben Lollipop Chainsaw noch Super Fire Pro Wrestling Special, Shadows of the Damned und Killer is Dead ins Portfolio zu holen. Alle Titel wurden recht schnell und kostengünstig besorgt (danke Alex für die SotD Spende) und kurz hintereinander für diesen Artikel gespielt. Und ganz ehrlich? Jetzt brauche ich auch erstmal eine Suda 51 Pause um dieses ganze wirre Zeug verarbeiten zu können. „Normal“ scheint für diesen Mann kein Begriff zu sein, aber das macht ihn für mich und vielleicht auch für euch so besonders.

Super Fire Pro Wrestling Special

Starten möchte ich mit einem Wrestling Spiel, genauer gesagt mit Super Fire Pro Wrestling Special. Wrestling- ihr habt richtig gehört. Eine Sportart wo sich Herren und Damen in knappen und zu engen Outfits in Showkämpfen die Fresse polieren. Gerade in den 90er Jahren war ich ein Riesen-Fan der World Wrestling Federation (kurz WWF und heute WWE). In vielen Kinderzimmern dieser Welt waren der Undertaker, Hulk Hogan, Ric Flair oder der Ultimate Warrior ein Begriff. Und es gab davon auch so gut wie alles zu kaufen. Wrestling VHS-Kassetten, Magazine, Action-Figuren oder T-Shirts kannten die Überschrift unauffällig nicht. In gefühlt jedem zweiten Kinderzimmer mussten die Großveranstaltungen der vergangenen Nacht angesehen, besprochen und analysiert werden. Bei mir und meinen Freunden war das nicht anders.

Super Fire Pro Wrestling Special ist ein sehr technisches Spiel


In Japan war Wrestling seit seiner Anfänge eine große Nummer. Japaner lieben um dem Alltag zu entfliehen die Mixtur aus Sport, Unterhaltung und Akrobatik. Zudem gibt es viele verschiedene Ligen wie „All Japan Pro Wrestling“ oder „New Japan Pro Wrestling“. Wrestling ist in Japan ernsthafter, härter und körperlich anspruchsvoller. Man merkt das auch Stile von asiatischen Kampfsportarten wie Karate oder Kickboxen dort mit einfließen.
Schon 1989 startete die Fire Pro Wrestling Serie auf der PC Engine. Im Gegensatz zu den damaligen WWF Spielen, spielt sich Fire Pro deutlich technischer. Griffe und Würfe sind schwieriger auszuführen. Ein Sportspiel was nicht ganz leicht zu spielen ist, was ich aufgrund der Art und auch der Sprachbarriere feststellen musste. Warum die Wahl auf Fire Pro Wrestling Special gefallen ist? Wegen der Story. Was? Ein Wrestling Spiel von 1994 mit einer Story von Suda 51 (eins seiner ersten Spiele) was in seiner Art und Weise schockieren kann? In der Tat kann es das, denn im Prinzip erschuf er dort die düsterste Story in einem Wrestling Spiel. Es endete im selbigen Jahr sogar in einer Kontroverse, ob man in einem Videospiel überhaupt so weit gehen darf. Um mir selber ein Bild davon zu machen, wollte ich es kaufen und auch erleben. Es spielt sich in der Tat technischer und auch schwieriger als die Wrestling Spiele, die wir zu Zeiten der 80er/90er WWF Dynastie gespielt haben. Mir ging es aber in erster Linie nicht um ein One vs. One oder ähnlichen Matches, sondern um die erwähnte Storyline eines Nobody, der sich bis nach oben in den Wrestling Olymp hochkämpfen muss. Ihr spielt einen im Wrestling noch Unbekannten, der von seinem amerikanischen Trainer unter die Fittiche genommen wird, um ganz oben zu stehen und der neue Titelträger zu werden. Champion ist der gerade in Japan sehr bekannte Akira Maeda. Das Interessante an der Geschichte ist auch, das Maeda kein fiktionaler Charakter ist, sondern wirklich Wrestler in Japan war (ebenso in der WWF) und eine Story für das Spiel um ihn herum geschrieben wurde. Wrestler die man im Booklet des Spiels und auch im Verlauf der Story bekämpfen muss, sind Nahe an bekannte Wrestler der WWF oder WCW gelehnt, wie z.b. den Macho Man, Undertaker, Hulk Hogan, Rick Rude oder Ric Flair. Nationale Wrestler aus den japanischen Ligen sind ebenso zu finden. Was die Geschichte im Laufe der Zeit noch intensiviert ist die fiktionale Schwester von Maeda. Der von uns gespielte und namenlose Held verliebt sich nämlich in sie. Natürlich versucht er aufgrund dessen ihr Herz zu gewinnen, was sie aber kaltlässt, weil sie nicht so fühlt. Darauf hin verfällt unser Held in Depressionen. Eine schon recht krasse Geschichte für ein Sportspiel der 90er wie ich finde. Als ob das noch nicht genug wäre, wird sein Trainer vor dem wichtigsten Kampf seiner Karriere, dem Titelkampf ermordet. Da musste ich schon das erste Mal schlucken, nur um danach festzustellen das es noch schlimmer werden konnte. Das Spiel gibt euch nicht die Möglichkeit die Texte auf Englisch durchzulesen, es sei denn ihr seid der japanischen Sprache mächtig und könnt es übersetzen. Auch ich musste Details lesen um es richtig deuten zu können, aber die Zwischensequenzen, die auf nur aufgrund der Augen lesbar sind, sprechen hier eine deutliche Sprache. Dafür muss man sie weder sprechen noch lesen können. Das Topping kommt dann aber zum Schluss, wenn man es schafft der neue Champion zu werden. Ihr werdet als neuer Champ gekrönt, genießt den Erfolg und fahrt nach Hause, vermutlich um es richtig genießen zu können. Dann merkt ihr aber das niemand der euch wichtig war noch da ist. Weder eure große Liebe, Maeda’s Schwester, die nichts von euch wissen will, noch euer verstorbener Trainer, der euch dahin gebracht hat, wo ihr jetzt steht. Ganz oben.
In der Endsequenz seht ihr das stolze Anwesen eures neuen Champions, schönstes Wetter, ein Sportwagen vor der Tür und den Triumph in der Tasche. Nach ein paar Sekunden Pause fällt ein Schuss. Der neue Titelträger hatte sich umgebracht.

Schafft ihr es der neue Champion zu werden?


Eine Geschichte mit der sich Suda 51 nicht nur Freunde gemacht hatte.
Der nächste Titel der auf meiner Liste stand, war eher rein zufällig Shadows of the Damned. Der wurde nämlich bei einer meiner Bestellungen mit ins Paket gelegt und das aus Gefälligkeit und auch noch völlig umsonst. Ich hatte eigentlich im Großen und Ganzen keine schlechten Bewertungen gelesen, aber ich bilde mir immer meine eigene Meinung. Wertungen sind immer relativ und das was mir miss- oder gefällt ist bei euch vielleicht völlig anders.
In Shadows of the Damned spielt ihr den Dämonenjäger Garcia „Fucking“ Hotspur, der Freundin Paula in ihrem Appartment aufsuchen möchte. Als ein paar Dämonen ihn schon daran hindern möchten die Räume zu betreten, merkt der gebürtige Mexikaner gleich das hier etwas nicht stimmt. Als er zu Paula ins Schlafzimmer vordringt und seiner schreienden Liebsten zur Hilfe eilen will, wird diese vom Herren der Dämonen Fleming entführt. Er erklärt euch den Krieg, weil ihr abertausende von seinen Schergen ins Jenseits befördert habt. Und wäre das noch nicht genug, fügt er noch hin zu Freundin Paula immer und immer wieder grausam sterben zu lassen. Ein wenig Genugtuung muss ja nun auch sein. Das lässt Garcia natürlich nicht auf sich sitzen und folgt ihm. Alleine seid ihr dabei nicht auf euch gestellt, denn auf euer Reise unterstützt euch der an einem Stab befestigte Totenschädel Johnson. Diesen habt ihr auf euren ehemaligen Streifzügen kennengelernt und euch mit ihm verbündet.

Gibt es ein Happy End für Garcia und Paula?


Aber Johnson ist nicht nur sehr geschwätzig und schönen Frauen aufgeschlossen, sondern auch eine gefährliche Waffe im Kampf gegen die dunklen Schergen. Ihr könnt ihn gegen die Dämonen als Fackel im Nahkampf einsetzen, oder ihn in drei Waffen verwandeln, die allesamt einen sekundären Feuermodus bieten. Zum einen wäre da die Pistole, eine Schrotflinte die wie so oft als Nahkampfwaffe perfekt dafür ausgelegt ist auf kurze Distanz viel Schaden anzurichten und ein Maschinengewehr das selbst größere Ansammlungen von Gegnern pulverisieren kann. Alle Waffen können von euch entsprechend aufgewertet werden. Das passiert mit blauen Edelsteinen, die ihr euch nach Bosskämpfen verdient und so Bonusfunktionen freischaltet und mit roten Edelsteinen könnt ihr sie weiter pimpen. Mehr Munition? Mehr Feuerkraft? Schnellere Feuerrate? Je mehr rote Edelsteine vorhanden sind, umso besser. Bei Händler Christopher den ihr später kennenlernt, könnt ihr die roten Steine auch kaufen, indem ihr wiederrum helle Steine eintauscht. Diese lassen gefallene Gegner liegen oder finden sich auch gerne mal in Kisten oder diversen anderen Gegenständen vor. Da rote Edelsteine auch eure Energieleiste erhöhen, empfiehlt es sich weise zu wählen, in welche Skills eure Steine fließen.

Licht und Dunkelheit bestimmt die Rätsel und Kämpfe


Gesteuert wird das Spiel aus der Third-Person-Perspektive und das mitunter sehr hakelig. Hin und wieder gibt es sogar Artfremde Shoot `Em Up Abschnitte. Die haben cool ausgesehen, sich aber schlecht und teilweise unfair gespielt. Dennoch eine gelungene Abwechslung. Bei Suda 51 Spielen kann man sich eigentlich fast immer sicher sein, das die Kamera zickt. Bei SotD ist das nicht anders und kann gerade in hektischen Momenten sehr anstrengend sein. Unspielbar sieht aber anders aus, denn im Gegensatz zu anderen Spielen dreht die Kamera wenigstens gut mit. Auch die Steuerung der Waffen und deren Zweitfunktion geht intuitiv von der Hand. Das macht sich gerade in stressigen Passagen positiv bezahlbar. Was mir missfallen hat, war das Nahkampf-System. Das sieht mir alles zu hölzern und ungelenk aus und macht auch den Eindruck, als wäre es nur sekundär eingebaut worden. In erster Linie liegt der Fokus einfach auf „Gegner wegballern“. Das macht auch wirklich Laune und fühlt sich satt an.

Johnson steht euch geschwätzig und mit Feuerkraft zur Seite


Was mir wirklich gefallen und sich anders angefühlt hat, waren Rätsel als auch Kämpfe gegen die Dunkelheit. Dämonen die von Dunkelheit umhüllt sind, richten mehr Schaden aus und können schwerlich ins Jenseits befördert werden. Mittles einer Lichtkugel, die ihr abfeuern könnt, werden diese auch kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt. Diese Lichtkugel kann natürlich ebenfalls im Skillmenü verbessert werden. Ihr kommt immer wieder in Bereiche die nach und nach mit Dunkelheit verhüllt wird und ihr müsst die Ursache dafür beseitigen. Sie kann auch von Gegnern ausgespeit werden. Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass nach kurzer Zeit euer Energiebalken in der Dunkelheit schwindet. In sicheren Bereichen des Lichts kann sie euch nichts anhaben und ihr könnt die Gegner auch im besten Fall dort hinlocken und ausschalten. Die Ursache muss aber gefunden und beseitigt werden. Und Suda 51 wäre nicht Suda 51, wenn nicht wieder etwas Ungewöhnliches und Abstruses eingebaut werden würde. Ihr hört das Meckern einer Ziege und denkt das euer Fenster auf ist, weil ihr auf dem Land wohnt? Falsch. Es sind Ziegenköpfe, die per Lichtschuss abgeschossen werden müssen, um die Dunkelheit zu vertreiben. Nebenbei müssen auch Erdbeeren gefunden werden, um Türen zu öffnen. Die sind wie die Ziegenköpfe aufgehangen und schreien lauthals, weil das Schloss ein großer Babykopf ist der Futter braucht. Habt ihr eine notwendige Beere gefunden, werft ihr sie in den Mund und schmatzend und rülpsend wird euch aufgetan. Klingt nicht nur bekloppt, ist es eben auch. Anders als die anderen eben.
Anders ist auch der Humor der Protagonisten Garcia und Johnson. Ihre Gespräche driften schnell ins Sexuelle ab, muten schon unfreiwillig komisch und vulgär an. Die englische Sprachausgabe (mit dt. Untertiteln) ist aber überaus gut gelungen, so das solche Unterhaltungen schon zum Schmunzeln anregen. Speziell dann, wenn Garcia seinem Kumpel Johnson erklärt wie er Paula kennengelernt hat. Er zog sie aus einer Mülltonne auf der Straße.
Die Bosskämpfe können sich auch durchaus sehen lassen, denn das Feature mit der Dunkelheit wurde hier des Öfteren positiv eingebaut.
Imposant sind sie ebenfalls mit der passenden Musik von Akira Yamaoka (Silent Hill, Sparkster, Snatcher) untermalt worden. Dieser sorgt in so gut wie jedem Suda 51 Spiel für die musikalische Untermalung.
Grafisch gibt es ebenfalls Licht und Schatten. Die Hauptprotagonisten wurden optisch sehr gut animiert, ebenso auch die Gegner die in einiger Varianz auftreten und deren Bosse. Auf der Schattenseite finden sich leider etliche, langweilige Texturen wieder und auch die Level sind mir oft zu gleichförmig gewesen. Dafür hat der Meister mit Hommagen an seine Lieblingsfilme nicht gegeizt. Da findet man eine Liebeserklärung an Ghostbusters und nebenan Tanz der Teufel Spuren. Das hat mich bestens unterhalten. Auch die schon angesprochenen Rätsel, obwohl ich kein Freund vom Zeitdruck in Spielen bin und des Öfteren dem Stress ausgesetzt war, konnte ich auch diese Aufgaben ohne etliche Tode meistern. Allerdings erwarten euch auch immer wieder Trial-and-Error Passagen, die einfach nur nervig sind. Nämlich dann, wenn z.b. eure Freundin als Untoter erscheint und ein Kuss von ihr unweigerlich zum Tod führt. Inklusive der hakeligen Steuerung kann das schnell zum Frust führen. In einer anderen Situation müsst ihr von einem Podest aus Monster erledigen, die aus verschiedenen Richtungen kommen. Erreichen Sie euch, dürft ihr alles von vorne beginnen, denn nicht eine Welle, sondern drei an der Zahl die ihr überstehen müsst. Denn die Wege und auch die Monster werden immer mehr und schneller, was auch zu Übersichtsproblemen führen kann. Eine Stelle, die ich bestimmt zehnmal spielen musste und davon ziemlich genervt war. Das ist für mich einfach schlechtes und unausgereiftes Leveldesign und führt beim Spieler zum Unmut.


Allerdings liegt der größte Frustpunkt beim Endkampf gegen Fleming. Nicht weil zwischendurch die Dunkelheit bekämpft werden muss, nicht weil verschiedene Funktionen der Waffen gebraucht werden oder weil man seinen Angriffen gut ausweichen muss, sondern weil der Kampf auf der von mir gespielten PS3 Fassung verbuggt war. Das wusste ich allerdings bei den ersten beiden Versuchen noch nicht und ich habe alleine rund 45 Minuten beim ersten Mal gebraucht. Irgendwann merkt man einfach, dass sich Frust aufbaut und auch die Konzentration nachlässt. Vor allem, wenn man Schaden austeilt, der dann aber nicht angerechnet wird. Ich war dann zwischenzeitlich so genervt das ich im Internet nachgeschaut habe, wo denn der Fehler bei mir liegt. Letzten Endes habe ich dann herausgefunden, das ein Bug mir den Kampf versaut hat, der so umgangen werden kann, indem man den Level neu lädt (kein Akt, ihr müsst nur eine Treppe ohne Gegner hinauf) und danach auch in den entscheidenden Situationen etwas ausrichten kann. Ärgerlich, wenn man es nur so herausfinden kann. Es ist mir auch unerklärlich, dass ein Bug im Jahr 2020 von einem Spiel das 2011 erschienen ist, noch nicht behoben wurde und das es wohl auch so bleiben wird. Ohne den Hinweis aus dem Internet wäre mir das so nicht in den Sinn gekommen. Einfach nur unnötig und frustrierend.
Ich bin ehrlich und behaupte, dass ich diesen Titel von allen Suda 51 Titeln so schnell nicht wieder anrühren werde. Dennoch bleibt unter dem Strich zu sagen, das er in seinen rund 13 Spielstunden einiges an Humor, Obskuritäten, interessanten Rätseln und fetten Waffen zu bieten hatte. Als Fan ist dieser Titel in jedem Fall zum kleinen Preis spielenswert.
Ich brauchte jetzt nach Shadows of the Damned einen kleinen „Stimmungsaufheller“, denn der verbuggte Bosskampf gegen Fleming hatte seine Spuren bei mir hinterlassen. Bei einer solchen Genervtheit handhabe ich es oft so, das etwas völlig anderes oder kurz darauf gar nichts gespielt wird. Lesen lenkt mich dann auch gerne ab. Allerdings hatte ich auch vor diesen Artikel zu schreiben und es dauerte nur kurz bis die Folie von der noch verschweißten Killer is Dead – Fan Edition fiel.
Die Story des Auftragskillers Mondo Zappa und dessen Faible für schöne Frauen, zog mich recht schnell in seinen Bann, wenngleich mir der Einstieg und auch die Geschichte für Suda 51 Verhältnisse schon sehr normal vorkamen. Was mir direkt im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge fiel, war der Artlook und die von ihm so beliebte Cel-Shading Grafik. Im Gegensatz zu Lollipop Chainsaw und Shadows of the Damned wirkte aber alles greller und die Farben monochromer. Fast die ganze Farbpalette kommt in sogenannten „Nichtfarben“ schwarz, weiß, grau und neutralen Tönen daher. Spärliche Blau- oder Rosatöne lockern das Geschehen auf, das Blut allerdings wirkt satt rot und ist auch so gewollt. In einer Welt die in der nahen Zukunft spielt, gehören bionische Körperteile zum Alltag dazu. Auch Mondo hat so eine Prothese, in Form seines linken Arms. Nur wusste er bis zu einem gewissen Morgen noch nichts davon. Er lebt zusammen mit der jungen Mika die er von der Straße gerettet hat auf einem Hausboot. Der Traum, aus dem er aufwacht, fühlt sich für ihn fast schon real an. Sein Arm der durch den bionischen Part ausgetauscht wurde, ist allerdings auch nach seinem Erwachen real und er macht sich auf die Umstände dessen zu erfahren. Als Auftragskiller bekommt er schnell einen Job in einer Agentur die sich um Privatpersonen und auch Regierungsarbeiten kümmert. Dessen Boss Brian, ein Cyborg kümmert sich mit seiner Truppe um ihn und Mika, die als Mondos persönliche Assistentin zur Seite steht. Mitarbeiter der Agentur sollen dafür sorgen, dass die beiden bei ihren Jobs unterstützt werden.
Schon beim ersten Auftrag den Mondo zu einer Frau führt die exekutiert werden soll, (immer vorher mit seinem Spruch: Killer is Dead) merkt er das etwas nicht stimmt. Weder mit ihm, noch mit den weiteren Zielobjekten. Da die Story noch bizarre und interessante Züge annimmt, werde ich ab hier nicht mehr viele Worte darüber verlieren. Auch wenn sie gegenüber den anderen genannten Vertretern relativ normal erscheint, kommen aber wirre und ungeklärte Fragen dazu. Das müsst ihr einfach selber gespielt und erlebt haben.

Mondo Zappa – Auftragskiller und Frauenheld


Die Technik macht einen recht guten Eindruck, auch wenn die PS3 Version unter gelegentlichem Tearing leidet. Ansonsten läuft das Spiel recht flüssig und stockt in seinen Kämpfen nicht. Grobe Schnitzer oder Ruckler sind mir dort nicht aufgefallen, denn gerade bei einem Hack ’n Slay mit schnellen Abfolgen darf sowas auch nicht vorkommen. Allerdings gab es hin und wieder kurze Ruckler vor oder während einiger Zwischensequenzen. Nichts was aber sehr störend aufgefallen wäre. Spaß machen die verschiedenen und freischaltbaren Combos in jedem Fall, die Schnetzelattacken gehen leicht und flüssig von der Hand und man kommt gut in einen Flow, zwischen ausweichen und kämpfen. Die Technik und Finesse vom Genreprimus eines Devil May Cry oder Bayonetta wird allerdings nicht erreicht. Richtig gut unterhalten habe ich mich trotzdem gefühlt. Der bionische Arm wird wie schon bei Nero in Devil May Cry zum Prügeln genutzt, oder aber auch zum Schießen. Selbst satte Kopfschüsse sind damit möglich und es fühlt sich besser als Shadows of the Damned beim Trefferfeedback an. Im Gegensatz dazu legt das Spiel aber mehr Wert auf seine Nahkämpfe. Die Level sind recht unterschiedlich gestaltet und sorgen für genug Abwechslung. Mal kämpft ihr in futuristischen Gebäudekomplexen, in einer anderen Szene seid ihr in eisiger Kälte auf einem Zug und müsst ihn vor Moskau zum Stoppen bringen und im nächsten Moment durchquert ihr eine Fabrik, um einen riesigen Roboter zu verfolgen und im anschließenden Bosskampf niederzustrecken. Dass dieser Roboter wie Godzilla dargestellt wird, ist kein Zufall.

Die Bosskämpfe sind wirklich gut inszeniert

Überhaupt haben die Bosskämpfe richtig Spaß gemacht, denn man muss die erlernten Techniken gut anwenden, damit ihr bestehen könnt. Auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ist es fordernd, aber nicht zu schwer. Die Nebenmissionen, die abseits der Hauptstory angewählt werden können, sind oft Zeitbasierend und geben euch neben etwas Geld auch Mondkristalle. Die sorgen im Menü dafür das ihr zusätzliche Verbesserungen, sowie neue Combos freischalten könnt. Eure Waffe benötigt zudem Blut, das ihr von gefallenen Gegnern bekommt. Richtig gut hat mir auch das Kontersystem gefallen. Blockt ihr einen Gegner im richtigen Moment ala Dark Souls, könnt ihr mit dem Katana in einer Art Zeitlupenmodus für eine gewisse Zeit alles wahnsinnig schnell zerhacken. Es ist nicht selten genug vorgekommen, das ich die Bösewichte von oben nach unten zerteilt habe. Das sieht nicht nur gut aus, sondern erfüllt auch mit einer gewissen Befriedigung. Für euer erspartes Missionsgeld könnt ihr auch Geschenke kaufen und in die sogenannten „Gigolo“-Missionen gehen. Hier kann man allerdings weniger von spielen sprechen. Ihr umgarnt schöne Frauen und müsst in den richtigen Momenten Richtung Dekolleté oder zum Schlitz im Kleid schauen, um Punkte zu bekommen. Richtige und hochwertige Geschenke aus dem Shop runden euer Vorgehen noch ab. Glotzt ihr zu statisch bekommt ihr eine mit der Handfläche ins Gesicht und dürft so fern ihr wollt die Mission neu starten. Mit einer bei Krankenschwester Scarlett (samt aufreizenden Kostüm) zu erwerbenden Röntgenbrille, seid ihr nicht nur in der Lage zu sehen, ob die Damen Hunkemöller tragen, sondern auch welche Geschenke sie sich wünschen. Das trägt dazu bei schneller ans Ziel zu kommen. Als spielerisch wertvoll oder innovativ kann man diese Nebenmissionen nicht ansehen. Ich habe, wenn ich mich recht entsinne zwei davon gespielt und mich eher gelangweilt. Nebenmissionen auf Zeit oder zu überleben konnten mich besser motivieren. Krankenschwester Scarlett ist auch öfter in den Level versteckt. Findet ihr sie bekommt ihr neue Missionen und euren Blutvorrat aufgefüllt.

Killer is Dead arbeitet viel mit monochromen Farben. Der Stil passt hervorragend ins Geschehen.

Bei der Sprachausgabe könnt ihr zwischen Japanisch und Englisch wählen. In meinem Fall habe ich mich für die englische Sprachausgabe entschieden, die japanische soll wohl auch ziemlich gut sein. Die werde ich wohl beim nächsten Mal ausprobieren. Deutsche Untertitel sind vorhanden. Auch die Klangfarben der Stimmen von allen Protagonisten konnten mich überzeugen. Persönlich haben mir die von Mondo und dessen Boss Brian sehr gut gefallen. Die schräge und aufbrausende Art von Mika, die auch sehr naiv rüberkommt weniger, aber das gehört bei Suda 51 einfach dazu.
Abschließend bleibt zu sagen, dass ich viel Spaß mit Killer is Dead hatte, auch wenn die Story recht wirr daher kam und einige offene Fragen hinterließ. Ganz so „durchgeknallt“ wie andere Titel von Suda 51 empfand ich es aber nicht. Das liegt aber wohl im Auge des Betrachters. Die Protagonisten, das simple aber stimmungsvolle Kampfsystem, die Bosse und auch die gute und nur selten störende Musik haben mich rund 7 Stunden bestens unterhalten. Als ich gerade richtig im Flow war, habe ich schon wieder den Endscreen gesehen. Das erinnerte mich zuletzt an das wirklich gute Devil May Cry 5. Dafür hatte ich eine gute Zeit. Auch die Grafik hatte es mir angetan. Ein bischen etwas von einem grellen Borderlands, mit spärlich aber gut eingesetzen Farben. Das nächste und vorerst auch letzte Spiel in diesem Artikel sollte allerdings viel Farbenfroher werden.

Juliet feiert Geburtstag – was kann da schon schief gehen?


Ich kehre 2020 noch einmal ins Jahr 2012 zurück und wusste im groben noch was mich bei Lollipop Chainsaw erwarten würde. Das Spiel, was mich zu Werken von Goichi Suda zum Erforschen und kaufen angeregt hatte. Die bizarre Geschichte der Juliet Starling an ihrem Geburtstag, der kein so normaler Tag werden würde. Das wusste sie allerdings zu Beginn noch nicht. Die blonde Cheerleaderin der Romero Highschool hat nämlich ein ganz anderes Problem: Zombies. Als sie sich mit ihrer Liebe Nick im Park der Schule treffen möchte um den 18. Geburtstag ordentlich zu feiern, wird Nick von einem der Zombies gebissen. Wie alle in ihrer Familie geht auch Juliet dem Gewerbe des Zombiejägers nach, was Freund Nick allerdings noch nicht wusste. Um ihn zu retten, bleibt allerdings nur eine Alternative, damit er nicht auch zum Untoten wird. Sie muss ihm den Kopf abtrennen. Nick wird nicht groß gefragt und schwupps ist mittels ihrer rosa Kettensäge der Kopf auch ratz fatz ab. Tot ist Nick also nun nicht – nur ohne dazugehörigen Körper. Und der Kopf ist perfekt mittels Haken an Juliets Gesäß aufgehoben. So können sich die beiden wenigstens unterhalten, wenn sie inmitten von Zombiehorden schon für Gerechtigkeit sorgen müssen.

Nick fehlt alles – nur kein Köpfchen

Der Stil ist gewohnt Comiclastig, aber im Gegensatz zu Shadows of the Damned oder Killer is Dead sehr bunt und grell. Damit das Spiel bei der USK 16 durchgewunken wurde, verzichtete man nicht auf durchtrennte Körper, Blut oder abgetrennte Köpfe, sondern stellte das ganze Szenario so über- und abgedreht dar wie Lollipop Chainsaw. Ist der Kopf einmal vom Untoten ab und wird zersägt, sprießen Herzen und Regenbogen aus ihm heraus. Das klingt nicht nur komisch, das ist es auch. Dazu trägt natürlich auch der derbe, teils plumpe aber auch witzige Humor mit dazu bei. Die Gepräche zwischen Juliet und Nick sind klasse und auch die Familie oder der Sensei der eingebunden wird, versprühren ihren gewissen wenn auch hin- und wieder kurzen Gastauftritt Charme. Das Spiel hat mir von Anfang an gut gefallen, auch wenn die Texturen oft ziemlich mies sind, die Kamera wie so oft ein Übersichtsproblem hat und das Kampfsystem noch minimalistischer als in Killer is Dead wirkt. Schon fast gegen Ende des Spiels kann man sich im Shop mehr Combos dazu kaufen. Der Anfang bis zu Mitte des Spiels ist mit Moves und Aktionen doch stark begrenzt. Das tut dem Spielspaß keinen Abbruch, verleiht aber auch wenig Varianz. Das Setting wird zum Großteil auf die Highschool verlegt, bietet aber auch Kämpfe auf einer Farm, Baustelle oder dem Schrottplatz. Bosse dürfen natürlich auch nicht fehlen und die sind wie ich finde großartig desigend worden. Sei es der Kampf gegen den Punker auf den Schrottplatz, der euch überdimensionale Schimpfwörter auf Bassboxen entgegenschleudert, die Hippie Braut die anscheinend bestens auf Hanf und Pilzen klarkommt oder der Zombiewikinger der auf seinem Schiff trohnt, gerne Viking, Death- und Black Metal hört und euch mit Thors Blitzen attackiert.

Die Bosskämpfe sind optisch klasse in Szene gesetzt

Aber es gibt von mir auch ein wenig was zu meckern. Zum einen ist das Spiel super linear und bietet nicht wirklich etwas zum Erkunden, bis auf ein paar ums Eck liegende Items, zum anderen gibt es wieder diese wie schon in Shadows of the Damned unsäglichen Trial&Error Passagen und dazu noch viel zu leichte Bosse. Die Trial&Error Abschnitte haben mich mehr Mühe und Nerven als alle Bosse zusammen gekostet. Sei es immer mehr und schnellere Zombies vor einer Geburtstagstorte fernzuhalten, weil sie explodieren und die Torte mit TNT ausgestattet wurde, oder das Baseballspiel das ich nur geschafft habe, weil ich die Lock-On-Funktion des Chainsaw Blasters, einer Waffe die euch Cordelia, Juliets Schwester zum Geburtstag geschenkt hat im Menü deaktiviert habe. Die Funktion hat nämlich ständig dafür gesorgt den falschen Zombie anzuwählen und nicht den der gerade Schaden verursacht hat. Die Bosse sind wirklich toll gestaltet, aber sie bringen weder unterschiedliche Muster in ihrer Herangehensweise mit, noch können sie mit Überraschungen aufwarten. Die Steuerung finde ich hingegen recht gut gelungen und auch die Musik die von etlichen Künstlern wie den Chordettes, Five Finger Death Punch, Children of Bodom, Skrillex oder Arch Enemy passt wirklich gut zum Geschehen. Im Ganzen recht Metal und 60ies lastig, wird aber auch Menschen gefallen die mit diesen Musikrichtungen sonst nichts anfangen können. Und die Länge des Spiels ist mit rund 6 Stunden auch wieder kein Blockbuster in Spielfilmlänge. Aber auch hier gilt wieder kurz und gut und in dieser Zeit toll unterhalten. Die Story reißt auch keine Bäume aus. Man kann hier von Gut gegen Böse sprechen. Wirre, bizarre und verrückte Charaktere findet man aber wieder an jeder Ecke. Sei es bei den Protagonisten, als auch bei den Zombies selber. Toll auch Anspielungen oder Huldigungen an andere Videospiele wie Elevator Action Returns oder Pac-Man. Das sind schon recht simple, wenn auch klasse designte und stimmungsvolle Level. Nicht umsonst spielt einer der letzten Level in den Arcades.

Den Zombies immer einen Schnitt voraus


So ist Lollipop Chainsaw wie es nunmal ist. Ziemlich kurz, laut, schräg, bunt, sexuell anstößig und blutig. Und mit viel Humor und das macht es auf seine Art und Weise ziemlich gut. Wenn ich jetzt meinen Favoriten von den hier genannten Titeln wählen müsste, würde ich wohl auf Lollipop Chainsaw zurückkommen, knapp gefolgt vom für mich positiv überraschenden Killer is Dead. Wie dem auch sei, Suda 51 Spiele sind starke Geschmackssache, denn sein Stil ist schon recht einzigartig und auch eigenwillig. Mit dieser abgedrehten und sehr japanischen Art kann nicht jeder Spieler etwas anfangen. Hat man sich aber einmal wie ich darauf eingelassen, kann einem was wirres Zeug in Spielen angeht, auch so schnell nichts mehr schockieren. Denn nicht nur Suda 51 kann schräge Spiele kreieren, das hat die Vergangenheit mehr als einmal gezeigt.
Er bleibt aber in jedem Fall ein Spieledesigner zwischen Genie und Wahnsinn.

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