Virtual Boy Wario Land | Game On

Das japanische Cover – bunt, markant und schön anzusehen.

Wario, du bist Wario!

Diese Werbung flimmerte 1994 über den deutschen TV Bildschirm und stimmte die Kids nach Mario Land und Mario Land 2: Six Golden Coins auf Wario Land: Super Mario Land 3 ein.

Ich muss ehrlich gestehen das ich, wie vermutlich einige andere auch, vom dritten Teil enttäuscht war. Zumindest als man erstmals die Werbung sah. Wieso sollte ich jetzt diesen dicken Typen mit Knollnase und Schnauzbart in Form eines Blitzes spielen? Wo war mein Mario, den ich durch zwei tolle Abenteuer am grauen Klotz stundenlang begleitet hatte?

Das Modul – hier mit aufgestecktem Kontaktschutz

Gekauft (oder besser gesagt kaufen lassen) habe ich den dritten Teil nie, habe es aber damals bei einem meiner Freunde gespielt und für Großartig befunden. Kinder können ja so schnell ihre Meinung ändern.
Nintendo merkte, dass die Spieler positiv auf eins ihrer neuen Steckenpferde reagierten. Bis heute gibt es etliche eigene Auftritte von den Wario Land Spielen, bis hin zu Mini Games Collections oder Auftritten in Mario Kart, Mario Party oder Smash Bros.
Im Prinzip ist Wario eng mit Nintendo verknüpft und nicht mehr wegzudenken.

Der Bösewicht und Mario Widersacher mutierte zum Antihelden.
1995 sollte der Virtual Boy die dreidimensionale Ära von Nintendo einläuten und Wario sollte ein Teil von ihr sein. Mit Virtual Boy Wario Land bekam der einstige Mario Gegenspieler hier seinen rot/schwarzen Auftritt. Und so sehr man auch die Technik des VB bemängelt, einige der Spiele und ihre 3D-Effekte infrage stellt und eben alles nur in monochrom rot und schwarz bekommt, ist dieses Spiel eins der Highlights dieser Konsole.
Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es das Beste von den gerade mal 22 Spielen ist.

Die Anleitung ist farbenfroh und voller Details

Die 1. Abteilung von Nintendo Research and Development 1, kurz R & D1 nahm sich dessen Entwicklung an. Es war die bis dato älteste Nintendo Entwicklungs- und Forschungsabteilung unter der Leitung von Gunpei Yokoi, dem Erfinder des Game Boy und des Virtual Boy.
Wer braucht schon viel Geschichte, wenn das Gameplay passt? Auf einer Konsole wie dem VB offenbar noch weniger, denn man begnügt sich damit das Wario einen Schatz im Amazonas sucht und setzt eher auf die Technik, mit der man die Muskeln des VB spielen lassen wollte. Schon der Startbildschirm zeigt mit Warios Wasserflugzeug erste 3D-Ansätze.
Ein kurzes Intro macht euch klar, dass es zehn versteckte Schätze gibt, die ihr einsacken könnt. Es ist aber auch kein Muss diese zu finden, denn im Prinzip sie Optional. Das bringt euch lediglich ein leicht abgewandeltes Outro ein. Wer gerne erforscht und sämtliche Items einsacken möchte, der wird hier glücklich werden. Spieler die Wario Land mit weniger Erforschungsdrang beenden möchten, können dies ebenso tun.

Zu Beginn fällt eigentlich genau das auf, was Spieler schon an Wario Land auf dem Game Boy liebten. Herrlich große Sprites, sowohl von Wario und seinen Gegnern, als auch von den sehr detaillierten Umgebungen. Das sieht alles sehr stimmig aus und wird hervorragend von der Musik des Komponisten Kazumi Totaka untermalt, der beispielsweise Klänge für Luigi’s Mansion, Mario Paint oder Wave Race64 arrangierte.
Sowohl die Vielschichtigkeit der Gegner als auch der unterschiedlichen Locations ist aufgrund der doch recht knappen Spielzeit durchaus beachtlich. Mal erforscht ihr Höhlen oder den Dschungel, seid dann in einem Geisterhaus unterwegs, einer Fabrik, in der es nur so vor Fallen strotzt oder in der brennend heißen Wüste mit Wirbelstürmen die als bewegliche Plattformen genutzt werden und fiesem Treibsand. Optisch und auch musikalisch war der Unterwasser-Level ein Highlight – eigentlich für viele Spieler eher ein Graus.

Fast schon Comic like, wird ein Level erklärt

Zudem hat man versucht visuell mit dem Voder- und Hintergrund zu spielen und dies auch getan. Vom Vordergrund in eine Tür zu gehen und zum Hintergrund zu springen ist ein interessantes Feature, das man heutzutage aus so einigen Videospielen kennt. Gerade hier ist der 3D-Effekt des Virtual Boy gut erkennbar. Im Unterwasser-Level z.b. wenn eine Muräne aus dem Loch im Hintergrund geschossen kommt oder wenn in der Fabrik große Eisenkugeln hin- und herschwingen. Effekte die bei so einigen anderen VB-Spielen fehlen oder eben nicht so stark ausgeprägt sind.
Auch die Bosse setzen massiv auf diese Technik, was sowohl dem Spiel als auch der Vorgehensweise bei solch einem Kampf guttut. Die Mischung aus Parallax Scrolling, 2- und 3D geht hier vorzüglich auf.
Man wird hier quasi ″gezwungen″ die erlernten 3D-Techniken anzuwenden. Das klappt auch alles soweit ganz gut, vorausgesetzt man erkennt die Schwachstelle der Bosse. Drei Treffer und ihr streckt sie nieder.

In jedem Level ist einer der zehn Schätze gut versteckt und man muss sich schon ein wenig anstrengen sie zu finden. Das ist wie Eingangs erwähnt nicht zwingend erforderlich, der Schlüssel für den Ausgang jedoch schon. Habt ihr diesen im Abschnitt nicht gefunden, dann könnt ihr nicht in den Aufzug steigen, um einen Level weiter hoch zu fahren. Der Aufzug dient dazu den nächsten Abschnitt zu erreichen und dazwischen noch zwei Minispiele spielen zu können. Vorausgesetzt ihr habt genug Münzen eingesammelt um eins dieser Spiele auch spielen zu können. Als Lohn winken noch mehr Münzen, Extraleben und Herzen. Habt ihr hundert Herzen in den Levels und Minigames gesammelt, winkt ebenfalls ein Extraleben für euch.

Ingame Screenshot – eins der drei Minispiele

Abwechslung bieten auch die Waffen, um euch zur Wehr zu setzen. Ihr bekommt den Stachelhelm um die Gegner weg zu tackeln, den des Drachen um Feuer auf eure Gegner spucken zu können oder auch ein Upgrade zum Fliegen und den Widersachern Lavageschosse entgegenzuschleudern. Arschbomben sind ebenfalls mit von der Partie.
Wie ihr seht, mangelt es Virtual Boy Wario Land nicht an Ideen, Optik und abwechslungsreichen Levels, es mangelt eher an der recht knappen Spielzeit. Ob das jetzt Fluch oder Segen ist bleibt mal dahin gestellt. Auf der einen Seite ist das Spiel so unterhaltsam, das man sich noch mehr Level gewünscht hätte, auf der anderen danken es einem der Rücken durch die oft gebückte Haltung oder der Sehnerv. Toll das man den Virtual Boy einfach ausschalten kann, um eine Pause zu machen, dank des Batteriegestützten Speichers.

Ich hatte eher das Haltungsproblem, denn Virtual Boy Wario Land macht einfach zuviel Spaß um aufhöhren zu können.

Fazit:
Wer einen Virtual Boy sein Eigen nennt, kommt an Virtual Boy Wario Land nicht vorbei. Es dürfte in der doch sehr mageren Riege an Titeln der Beste seiner Art sein. Das Team von R & D1 schaffte es 1995 einen perfekten Mix aus 3D und 2D zu kreieren, wunderbare Levelstrukturen und auch Levelbosse die den 3D-Aspekt ″abfordern″. Zudem bekommt man eine eingänige und sehr simpel, knackige Steuerung serviert. Einzig und allein die Spieldauer kann mit gerade mal 2-3Std. nicht überzeugen.

Fun Fact:
Virtual Boy Wario Land gilt als das beste Spiel des Virtual Boy. Es wurde unerklärlicherweise bis heute auf keiner anderen Konsole/Handheld veröffentlicht. Es trug ursprünglich den Namen Wario Cruise.

Virtual Boy Wario Land
Entwickler: Nintendo R & D1
Publisher: Nintendo
Release: JP/US 1995

Pro:
-abwechslungsreiche Level
-zum Teil clever agierende Gegner
-3D-Effekte werden prima genutzt und eingebunden
-sehr gute und einfache Steuerung
-Levelbosse werden hervorragend in den “3D-Kampf“ eingebunden
-stimmige Musik
-untertöniger Humor
-große Sprites
-tolle Animationen
-viel zu erkunden und zu entdecken
-zehn Schätze zu sammeln ist Optional

Contra:
-viel zu kurze Spielzeit mit gerade mal 2-3Std.
-kleinere Frustpassagen
-hin und wieder Übersichtsprobleme
-gerade CiB mit höherem Anschaffungspreis
-kein Ausweichen auf andere Konsolen/Handhelds möglich (bis dato VB Exclusiv)

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